Interview: Lordi
By Kissi
Die Liste mit Monstern in der Metalwelt ist unendlich: Iron Maiden's Eddie, Gene „The Demon“ Simmons oder die nicht jugendfreien Alien-Thrasher GWAR sind nur einige Beispiele dafür. Seit einigen Jahren mit dabei beim schaurig-unterhaltsamen Reigen der Monsterrocker sind auch Lordi. In ihrer Heimat Finnland zwar schon seit dem Debüt „Get Heavy“ von 2001 ein Kassenschlager, gelang es dem gruseligen Quintett aber erst durch ihren überraschenden Erdrutschsieg am Eurovision Songcontest 2006, ins grosse Scheinwerferlicht zu treten. „The Arockalypse“, der Monster dritter Streich, kletterte in drei Ländern an die Spitze der Charts und in unzähligen weiteren in die Top 20 (CH: Platz 8) und ausverkauft war die darauffolgende Tournee, welche mit Special Effects nicht hätte vollgestopfter sein können.

Verantwortlich sowohl für das musikalische, an den Hard Rock und Metal der 80er angelehnte, als auch das verkaufsträchtige optische Konzept zeichnet sich dabei Mr. Lordi, das Chefmonster selbst. Der gelernte Maskenbildner kümmert sich sowohl um die Songs und Texte als auch um Kostüme, Cover und Bühnenshow und zwar „damit er die Kontrolle hat“, wie er im Interview erklärte. Es gibt aber auch Gewalten, dagegen vermag auch ein Monster nichts auszurichten – Verbindungsprobleme zum Beispiel. So verzögerte sich das Gespräch mit dem Frontmonster Lordi um einige Stunden und kaum waren die ersten Begrüssungsfloskeln gewechselt, herrschte schon wieder Funkstille. Kurze Panik, fünf Minuten und eine Combox-Nachricht von Mr. Lordi (Mr.L) später und der Austausch über seinen Kontrollzwang und vor allem das neue, mit zukünftigen Hits vollgespackte Album „Babez for Breakfast“ konnte weitergehen, wobei wir euch auch die Abschweifer über Star Wars und Horror-Filme nicht vorenthalten wollen.

MF: Guten Abend Mr. Lordi! Zuerst möchte ich mich gleich für die Verbindungsprobleme am Nachmittag entschuldigen!

Mr.L: Kein Problem, Mann! Das ist ja nicht deine Schuld. Das ist höhere Gewalt, Mann!

MF: Danke dafür, dass du das so locker siehst! Zu Beginn die Standardfrage: Wie geht's?

Mr.L: Hahahaha... Mir geht es super! Danke für's Nachfragen. Das einzige, was stört sind die vielen Moskitos hier oben in Finnland. Das ist jeden Sommer eine Plage. Dafür ist es aber schön warm. Somit kann ich mich also nicht wirklich beklagen.

MF: Am 17. September erscheint euer neues und fünftes Studioalbum „Babez for Breakfast“. Das Album ist aber schon seit einiger Zeit in trockenen Tüchern. Was tut Mr. Lordi in den Wochen vor dem CD-Release?

Mr.L: In Finnland gibt es ein Sprichwort, welches man verwendet, wenn man eine Sache beendet hat: Das Ding ist im Päckchen. Zu „Babez for Breakfast“ kann ich sagen: Das Ding ist im Päckchen aber das Päckchen ist noch nicht fertig! Wenn ich es mir recht überlege ist das Päckchen eigentlich auch schon fertig, die Schleife fehlt aber noch.

MF: Kannst du das erklären?

Mr.L: Ah, ok, sorry... Ich meine damit, dass das ganze Album-Layout schon fertig ist, andere Artwork-Dinge aber noch nicht. Das ist eigentlich immer der selbe Ablauf. Wenn wir vom Studio zurückkommen mache ich zuerst die neuen Masken und Kostüme, wie immer dem Zeitplan hinterher hinkend. Danach machen wir die Photoshoots und drehen den Videoclip. Ist das geschafft, widme ich mich dem Album-Layout. Dasjenige für „Babez for Breakfast“ habe ich erst letzte Woche der Plattenfirma übergeben. Seither arbeite ich an den übrigen Dingen wie T-Shirt-Motive, das Design der Tour-Pässe etc.etc...

MF: Zu welchem Song werdet ihr das Video drehen?

Mr.L: Zu „This is Heavy Metal“. Das wird die erste Single werden. Persönlich halte ich die Nummer zwar nicht für die beste auf der Scheibe, gleichzeitig ist er aber eingängig und gut mitzusingen. Dazu enthält er ja auch eine ganz klare Message und ist eine Verbeugung vor all jenen Bands und Fans, welche diese wunderbare Musik ausmachen und eine Lektion für alle anderen Idioten, die Heavy Metal nichts abgewinnen können.

MF: Du schreibst den Grossteil der Songs, du bist der Leader der Band und du kümmerst dich darüber hinaus noch um sämtliche visuellen Seiten der Band. Wie kommt das?

Mr.L: Ich will das einfach! Es ist schon so oft vorgekommen, dass Leute zu mir sagten: „Warum delegierst du nicht etwas an jemand anderen? Warum machst du dir all die Mühe?“. Ich antworte dann immer: „Wenn ich wollte, dass die Dinge halbpatzig getan werden, nicht nach meinen Vorstellungen, dann würde ich das tun!“ Warum sollte ich das aber wollen? Natürlich braucht es viel Zeit und Energie, aber ich liebe es ja, diese Dinge zu tun und ich wüsste wohl nicht, was ich mit meiner Zeit sonst anstellen sollte. Und so habe ich auch mehr Kontrolle über das Bild, welches Lordi vermitteln. Von Beginn an hatte ich klare Vorstellung, was Lordi sein soll, wie die Band wirken soll und um diese Ideen zu verwirklichen ist das der einfachste und schnellste Weg.

MF: Würdest du dich also als Kontrollfreak bezeichnen?

Mr.L: Naja, die Kontrolle über alles kann ich ja auch nicht haben. Wobei ich einfach sicher sein will, dass alles stimmt, das ist die Musik und das Aussehen von Lordi, diese kreativen Aspekte. Wenn du mich aber über irgendetwas fragen würdest, was mit Zahlen, Logik oder Organisation zu tun hat, dann würdest du schnell merken, dass ich überhaupt keine Ahnung habe. Da bin ich der falsche Typ! Ich bin eher ein kleines Kind, dass ein rockendes Monster sein will!

MF: Ich hatte schon das Vergnügen, dein neues Album „Babez for Breakfast“ anzuhören und ich muss einfach sagen: ein Party-Album und vielleicht eines der besten Lordi-Alben bis anhin!

Mr.L: Weisst du was? Für mich ist es auch die beste Scheibe, welche ich bis jetzt gemacht habe! Natürlich weiss ich, dass das jede Band über ihr neues Album erzählt, aber ich glaube es wirklich. Und sowieso: Wenn eine Band aus dem Studio geht und nicht fest überzeugt davon ist, die beste Scheibe ihrer Karriere gemacht zu haben, dann sollte sie besser wieder zurückgehen und nochmal daran werkeln. Nach diesem Motto arbeite ich: Geh erst aus dem Studio, wenn du völlig zufrieden mit dem bist, was du gemacht hast und daran glaubst, dass das Neue besser ist als das Alte. Sonst ergibt das alles doch gar keinen Sinn.

MF: Das glaubt eine Band doch immer, denkst du nicht?

Mr.L: „Time will tell“, wie man so schön sagt. Das stimmt wohl schon. Natürlich merkt man mit der Zeit, dass das erste Album vielleicht besser war als das dritte. Als wir „Deadache“, unser letztes Album veröffentlichten, waren wir uns alle sicher, dass es das beste Album unserer Geschichte ist. Nun, zwei Jahre später, weiss ich, dass das vielleicht nicht stimmt. Heute finde ich „Deadache“ etwas zu düster für Lordi. Ich stehe zwar noch hinter jeder Sekunde, die auf diesem Album zu hören ist. Das Feeling der Platte aber finde ich nicht perfekt und Alben wie „The Arockalypse“ oder „Get Heavy“ sind wohl besser.

MF: Was man über „Babez for Breakfast“ aber jetzt schon sagen kann: Alle Songs sind unglaublich eingängig. Man könnte fast sagen, die Songs sind – auf eine gute (Kiss-)Weise – poppiger als diejenigen von „Deadache“. Würdest du dem zustimmen und wenn ja: Könnte das mit eurem neuen Produzenten, dem legendären Michael Wagener (u.a. Ozzy, Skid Row), zusammenhängen?

Mr.L: Es stimmt! Die Songs sind eingängiger! Und natürlich hat der Produzent immer einen gewissen Einfluss auf die Platte. Ich verstehe den Produzenten immer als ein zusätzliches, temporäres Mitglied der Band. Und so wie ein Album immer ein Abbild einer Band zu einem gewissen Zeitpunkt ist, so ist das Album auch immer ein Abbild des Produzenten, denn er ist der Chef im Studio und entscheidet auch viele hörbare Dinge. Was aber das Songwritting betrifft, so hatte Michael Wagener wenig damit zu tun. Die Songs von Lordi stammen auch dieses Mal in erster Linie von mir plus einigen Inputs der anderen Bandmitglieder. Wir haben uns noch nie einen Song schreiben lassen. Externe Zusammenarbeit gibt es nur, wenn ich mich mit jemandem hinsetze und mit ihm jamme. So habe ich etwa mit Bruce Kulick getan.

MF: Also glaubst du nicht, dass Michael Wagener „Babez for Breakfast“ gross beeinflusst hat?

Mr.L: Was die Songs an sich betrifft: nein! Du könntest den Test machen: Du könntest mit einer Akustikgitarre an einem Lagerfeuer sitzen und abwechselnd Songs von „Get Heavy“ und „Babez for Breakfast“ schrummeln und du würdest bemerken, dass die Songs aus dem selben Holz geschnitzt sind. 100% Lordi, ohne Kompromisse. Wenn du aber die beiden Scheiben als Endprodukt betrachtest, dann wirst du grosse Unterschiede bemerken. Das ist der Einfluss des Produzenten. Was nun die Zusammenarbeit mit Michael Wagener betrifft: Scheisse Mann, der Typ hat praktisch alle unsere Lieblingsalben produziert. „Slave to the Grind“ von Skid Row, „Breaker“ und „Balls to the Wall“ von Accept, Alice Cooper, Dokken, Mötley Crüe... die Liste ist unendlich! Mit Michael zu arbeiten war deswegen so einfach und locker, denn er wusste zu 110%, was wir wollten. Die Chemie zwischen ihm und uns war einfach perfekt. Denn genau so ein Album wollten wir machen. Ich will nicht sagen, dass wir ein fröhlicheres Album machen wollten als „Deadache“. Es sollte einfach mehr nach 80er klingen und wer wäre für diesen Job besser geeignet gewesen als Michael, der alle grossen Rockalben dieser Zeit aufgenommen hat?

MF: Und was würdest du jemandem antworten, der sagt: „Lordi machen Musik von vorgestern?“

Mr.L: Hmm... Auf eine gewisse Art haben sie ja recht. Aber das muss ja nichts Schlechtes heissen. Ausserdem machen wir ja nicht einfach 80er-Sound, sondern haben auch neue Sounds integriert, damit das Ganze etwas frischer klingt. Für mich ist das auch zeitlose Musik, ohne Verfallsdatum. Und was heute so als neu angepriesen wird ist es gar nicht wirklich. Viele der Rockbands orientieren sich einfach nicht an den 80ern sondern an den 70ern und verwerten Riffs von Led Zeppelin und Black Sabbath. Nimm dir zum Beispiel die ersten paar Alben von Lenny Krevitz. Oder auch „Sonic Boom“ von Kiss. Mit heute hat das ja auch wenig zu tun, ist aber trotzdem verdammt gut. Deine Einflüsse und deine Vergangenheit prägt dich halt. Ich bin ein Kind der 80er, meine Lieblingsbands sind Kiss, Twisted Sister und Alice Cooper. Meine Überzeugung ist einfach, dass in den 80ern, genauer von 1983 bis 1993 die beste Musik überhaupt geschrieben wurde. Seit den 90ern fand ich einfach keine Bands mehr, welche mir wirklich gefallen. Die Melodien verschwanden damals aus dem Heavy Metal und allen gings nur noch um Technik und Aggressivität. Für mich braucht Musik Melodie. Wenn du dir anschaust, wie sie in den 70ern und 80ern gespielt hatten, dann ging es nicht darum, wie schnell du spieltest. Es ging um das Gefühl, das eine gute Riff, den Refrain zum Mitsingen. Mit ein bisschen Übungen kriegen viele Leute AC/DC hin. Trotzdem klingt es dann niemals so, wie wenn Angus Young selbst es spielt.

MF: Aber man könnte ja doch versuchen, etwas innovativer zu klingen...

Mr.L: Ich glaube nicht, dass das überhaupt noch funktioniert. Vielleicht geht es schon, aber auf jeden Fall geht es nicht zusammen mit Eingängigkeit und Melodie. Will man heute etwas Neues machen, so muss es doch entweder noch extremer oder noch abgedrehter sein. Für mich ist das nicht Ziel von Musik. Immerhin gibt es gerade mal 12 Noten auf der Welt und die Möglichkeiten, diese zu kombinieren, dass es dann auch noch jemand versteht, sind begrenzt.

MF: Du hast schon erwähnt, dass noch eine weitere 80er-Legende an „Babez For Breakfast“ beteiligt war: Bruce Kulick. Wie ist es zu diese Kollaboration gekommen und wie war die Zusammenarbeit?

Mr.L: Na ja, der Kontakt ist ja nicht neu. Bruce hat schon auf „The Arockalypse“ ein Solo zu „It Snows in Hell“ beigesteuert. Danach blieben wir in Kontakt und trafen uns während der „Deadache“-Tour, als wir in L.A. spielten. Damals fragte er nicht, ob wir nicht zusammen was schreiben wollten. Natürlich kann man so etwas nicht ablehnen und so flog ich letzten Herbst für eine Woche zu ihm nach Hause nach L.A. Wir jammten ein wenig herum und schrieben ein paar Nummern. Der Song, welchen es auf „Babez“ brachte war dann überraschenderweise das ruhige „Call off the Wedding“. Wir hatten in der Vergangenheit schon den einen oder anderen langsamen Track, jedoch noch nie etwas so typisch amerikanisches, wie es Kiss in den 80ern getan hätte. Dann kam noch der für Lordi typische Horror-Touch dazu. Übrigens war nicht nur Bruce als Gast-Songwritter geplant sondern auch noch Udo Dirkschneider und Lizzy Borden. Bei beiden aber passten die Termine nicht und ich hoffe, dass es bei nächsten Mal klappen wird.

MF: Hinter jedem Lordi-Charakter steht eine Geschichte, daneben habt ihr schon in zwei Horror-Filmen mitgespielt. Hast du dir dabei noch nie überlegt, ein gruseliges Konzept-Album zu schreiben?

Mr.L: Natürlich habe ich schon darüber nachgedacht. Das Problem ist aber, dass es bisher nur ein Mensch wirklich geschafft hat, vollkommen funktionierende Konzept-Alben zu schreiben und das ist King Diamond. Er hat das Ganze mit dem Horror-Motiv perfektioniert. Ich befürchte deswegen, dass die Musik, die wir mit Lordi machen, dafür vielleicht nicht funktionieren würde. Wir schreiben ja klassische Rocksongs und ob das mit einer ausführlichen Geschichte gut geht? Vielleicht nehme ich das irgendwann in Angriff. Es gibt aber noch ein anderes Problem: Ich schreibe viel zu viele Songs. Mit den Demos von diesem Mal hätte ich Material für fünf Alben gehabt. Bei einem Konzept-Album kannst du kaum so arbeiten und das würde sehr schwer werden für mich.

MF: Du bist ein riesiger Monster-Fan. Was fasziniert dich so an diesen Figuren?

Mr.L: Sag du es mir! Ich hab keine Ahnung!

MF: Was fasziniert dich an Monstern und Horror-Themen? Ich meine, normalerweise sympathisiert man eher mit den Helden als den Kreaturen, welche von ihnen abgeschlachtet werden.

Mr.L: Für mich sind Freddy Krüger und Jason Helden! Und Monster oder Viecher sind ja nicht immer nur böse. Auch der unglaubliche Hulk ist ein Monster, will aber eigentlich nur Gutes tun. Und ich liebe auch E.T.! Ich hab eine riesige E.T.-Sammlung zu Hause und dieses Kerlchen ist ja das Gegenteil von böse. Dazu liebe ich einfach jegliche Art von Comics. Zum Beispiel kaufe ich mir noch heute alle Ausgaben des „Lustigen Taschenbuchs“. Donald Duck ist doch einfach der Coolste! Wäre das nicht alles genug, so kann ich dazu auch von Comedy-Sendungen wie „The Office“ nicht lassen. Um ehrlich zu sein: Ich bin einfach ein grosses Kind.

MF: Und trotzdem hast du dich gerade für die Monster-Rolle entschieden.

Mr.L: Rock'n'Roll und Monster passen halt gut zusammen. Als ich Kiss entdeckte, da war für mich nach einer Sekunde klar: Gene Simmons ist der Grösste. Er ist stark, böse, geheimnisvoll. Um ehrlich zu sein kann ich mir nicht vorstellen, warum jemand Paul Stanley oder Peter Criss sein möchte. Die sind doch so lahm! Gene is the man! Die Zunge, das Feuerspucken, das Blut! Monster sind doch oftmals tausendmal stärker als die Helden und verlieren nur, weil es ein Happy End braucht. Schau dir Star Wars an: Darth Vader ist doch einfach unschlagbar. Nur schon seine Ästhetik, sein Helm, das Atmen ist brillant. Luke Skywalker wirkt dagegen doch wie Muttersöhnchen. Sind wir mal ehrlich: Wer zur Hölle will ein T-Shirt mit Luke Skywalker drauf? Mit einem Shirt mit dem Kopf von Darth Vader drauf bist du hingegen gleich im Geschäft! Ich erinnere mich daran, wie ich als Kind mit den Star Wars Figuren spielte. Ich konnte einfach nie verstehen, warum meine Freunde immer Han Solo oder Luke wählten anstelle der liebenswürdigsten Person im Star-Wars-Universum: Cewbacca! Und Yoda ist auch ganz nett. Cha Cha Bings aus Episode 1 hingegen war nichts anderes als ein grosser Fehler. Diesen Typ kann man einfach nicht mögen!

MF: Verrate unseren Lesern bitte die Top 3 aller Zeiten in der Kategorie „Horror-Filme“.

Mr.L: Kann ich machen, obwohl ich dir morgen wohl wieder eine andere Liste präsentieren würde. Einer meiner Faves ist sicher „Evil Dead 2“. Den Film habe ich schon unzählige Male gesehen, da er nicht nur brutal und gruselige, sondern auch verdammt witzig ist. Der Film ist so verrückt und das Blut spritzt in Strömen. Daneben finde ich das Remake von „Dawn of the Dead“ wirklich gelungen. Die Zombies sind super gemacht und die Spannung hält bis zum wirklich phantastischen Ende durch. Auch nicht fehlen darf dann noch „The Shining“. Stanley Kubrick war ein genialer Regisseur und Jack Nicholson die perfekte Besetzung. Dazu die Musik, die Kulisse, diese permanente Parainoia. Ich krieg Gänsehaut, wenn ich nur schon daran denke. Ginge es allein um die Charaktere, dann wäre natürlich noch Freddy Krüger dabei. Die Filme an sich sind aber nicht so gelungen. Sie sind mir zu wenige spannend bzw. actionreich.

MF: Die Europa-Tournee ist schon angesetzt. Der Schweizer Gig ist am 24.11. im Z7 in Pratteln. Lässt sich aber auch schon etwas über die Show neue Show sagen?

Mr.L: Natürlich habe ich schon jede Menge Ideen. Die kommen oftmals schon während dem Schreiben der Songs. Letzten Endes sind leider nur ca. 10% meiner Ideen umsetzbar. Die meisten sind entweder zu teuer, zu gefährlich oder technisch bzw. showmässig nicht möglich. Das Album bringt ja schon einige Möglichkeiten mit sich: Auf jeden Fall muss „Rock Police“ rein. Auf die Polizeiuniform freue ich mich jetzt schon! Und ich will unbedingt noch eine Oma, die komplett durchdreht bei „Granny's gone crazy“! Und natürlich braucht es zu „Disco Evil“ definitiv eine ganze Menge an Disco-Kugeln und ein paar tuntige blonde Tänzer in weissen Schlaghosen. Wie aber alles genau aussehen wird, das weiss ich noch nicht. Es ist ja auch immer ein Problem, dass die Hallen unterschiedlich gross sind und wir manchmal auf ziemlich kleinen Bühnen spielen müssen, wo wir Pyros nur begrenzt einsetzen können. Wir wollen dabei aber, dass alle Fans eine volle Show geliefert bekommen, so dass wir wohl kaum noch einmal mit einer Produktion wie dem Schloss der „Arockalypse“-Tour losziehen werden. Es muss überall besser als gut werden.

MF: Hast du noch weitere Projekte in nächster Zeit oder werden Lordi mit Touren vollauf beschäftigt sein? Ein neuer Filmdreh vielleicht?

Mr.L: Einen neuen Film wird es nach den Erfahrungen, welche wir während den Arbeiten zu „Dark Floor“ gemacht haben in nächster Zeit sicherlich nicht geben. Das braucht so viel Zeit und Ausdauer, dass man das nicht zwischen Konzerten machen kann. Bei „Dark Floor“ waren wir ja eigentlich nur als Schauspieler dabei, doch ich konnte einfach nicht anders, als die ganze Zeit vor Ort sein und mir alle Produktionsschritte genau anzuschauen. Das hat Kraft gekostet. Was ich dir versprechen kann: Bevor ich sterbe werde ich auf jeden Fall noch einen Horror-Film machen. Dann muss die Band aber für mindestens ein Jahr pausieren, damit auch wirklich genug Zeit ist, da ich dann alles selbst machen will. Ich sehe dabei Rob Zombie als Vorbild. Der hat sich Zeit genommen, während den Filmen keine Musik gemacht und auch deswegen sind „Haus der 1000 Leichen“ und „The Devil's Reject“ wohl auch so gut geworden. Wir haben aber noch ein paar andere Projekte am Laufen. So wird es eine I Phone-App geben und wahrscheinlich auch ein Nintendo-Spiel, ein klassisches Slasher-Game eben. Momentan sind wir auch daran, eigene Comics auf die Reihe zu kriegen bzw. Die finnischen, welche es schon gibt, ins Englische zu übersetzen. Wenn es nur nach mir ginge wäre das natürlich schon längstens passiert, aber das hat eben immer mit Geld und Verhandlungen zu tun. Im Fokus steht jetzt aber zuerst „Babez For Breakfast“ und dann die Tour.

MF: So kommen wir nun schon zur letzten Frage. Wo wird Mr. Lordi und/oder die Band Lordi in 10 Jahren stehen?

Mr.L: Wo? Hoffentlich am selben Ort, wo wir heute sind. Ich hätte natürlich nichts dagegen, wenn Lordi in 10 Jahren die grösste Band der Welt wären inkl. einer total ausverkauften Stadion-Tour. Natürlich bin ich aber auch realistisch. Von solchen Sachen darf man träumen, sollte sie aber nicht zum Ziel machen. Ich denke, es ist sicherer, man nimmt ein näheres Ziel in Angriff und steigert sich dann. Manchmal reicht es eben nicht, etwas wirklich zu wollen und auch dafür zu arbeiten. Oftmals ist es auch von vielen anderen Faktoren abhängig, ob du etwas erreichst oder nicht. In diesem Sinne bin ich schon froh, wenn es in 10 Jahren überhaupt noch Plattenlabels gibt. Ansonsten hoffe ich, dass wir in 10 Jahren immer noch mithalten können und dass du dann, wenn du wieder anrufst, ehrlich sagen kannst, dass du die neue Scheibe für die beste von Lordi hälst.

MF: Hoffen wir, dass bis dahin noch zwei, drei weitere Scheiben veröffentlicht wurden.

Mr.L: Dafür stehen die Chancen gut. Immerhin haben wir einen Vertrag unterschrieben, welcher sich noch mindestens über drei weitere Alben erstreckt!

MF: Da sind wir aber beruhigt und hoffen, dich mit deinen Monstern im Herbst auf Tour zu sehen. Danke für deine Zeit! Und danke auch für das Aushalten der technischen Probleme!

Mr.L: Keine Sache! Danke für dein Interesse und hoffentlich sehen wir uns im Z7.