Interview: Hammerfall
By Roger W.
Hammerfall sind True-Metal zum Anfassen! Anders als ihre teilweise großkotzigen und überheblichen Genre-Kollegen aus den U.S.A. verzichten die Schweden auf großartige Reden über die Brüderschaft von Metalheads und konzentrieren sich dafür lieber darauf, entsprechend zu handeln. So wurden bei ihrem Auftritt in Pratteln die Band-Shirts zu fairen Preisen angeboten, auf überlange Ego-Soli verzichtet, die Pause zwischen regulärem Set und Zugabe sehr kurz gehalten und damit insgesamt möglichst viele Songs gespielt. Vor dem Konzert im Z7 traf ich den Bassisten Magnus Rosén, der mir zuerst begeistert einen Flyer für seinen neuen Signature-Bass in die Hand drückte. Was danach folgte war ein Gespräch, das zwar inhaltlich nicht viel Neues bot, aber die Persönlichkeit von Magnus Rosén und von Hammerfall sehr schön darstellt. – Ein paar Wochen nach dem Interview sitze ich wieder vor meinem PC mit dem Wissen, dass Magnus Rosén seinen Austritt bei HammerFall gegeben hat. Magnus ist nicht mehr HammerFall. So ist dies wahrscheinlich eines seiner letzten Interviews als HammerFall Bassisten. Während dem Interview und bei der Übersetzung des Interviews stachen mir dafür keine Anzeichen dafür hervor, so dass ich überrascht von der Nachricht war. Aber vielleicht findet ihr ja selber Hinweise in diesem Gespräch.

MF: Ihr spielt heute bereits zum 11. Mal hier im Z7. Herzliche Gratulation!

MR: Vielen Dank. Es ist mittlerweile fast schon unser zweites Zuhause, hier in Pratteln. Es ist wirklich schön, wieder hier zu sein.

MF: Was ist denn besonders schön in Pratteln, verglichen mit anderen Orten?

MR: Es gibt viele Orte, an die wir immer wieder gerne zurückkehren, um zu spielen. Die Leute vom Z7 sind sehr nett, das Essen ist sehr gut und das Publikum immer wieder toll. Und es ist fast jedes Mal ausverkauft, wenn wir hier spielen.

MF: Seit ein paar Jahren spielt ihr hier ja immer zwei Shows hintereinander.

MR: Das zeigt, dass es hier für uns sehr gut läuft.

MF: Eine zweite Sache, die ähnlich ist wie bei eurem letzten Besuch, ist die Vorband. Damals waren es Shakra, heute sind es Krokus. Ihr scheint klassischen Hard Rock aus der Schweiz zu mögen?

MR: Ja natürlich. Es gibt sehr viele gute Bands aus der Schweiz. Und Krokus sind eine alte berühmte Band. Es ist eine Ehre für uns, die als Support auf dieser Tour dabei zu haben. Shakra waren sehr gut und dazu noch nette Jungs. Wir mögen es, gute Vorgruppen dabei zu haben.

MF: Die Tour dauert jetzt bereits ein paar Wochen. Wie kamen Krokus beim Publikum an?

MR: Meiner Meinung nach mögen die Leute Krokus sehr. Auch sie sind sehr nette Leute und gute Musiker. Das Konzept hinter dieser Tour ist, dass wir drei eigenständige Bands haben, die sich voneinander unterscheiden (ebenfalls waren The Poodles aus Schweden dabei). Ich denke, dass wir somit die besten Voraussetzungen für einen tollen Rock-Abend schaffen.

MF: Zum neuen Album. Ihr seid mittlerweile eine Garantie für gute Alben. Was magst du am meisten am neuen Album „Treshold“?

MR: Das ist schwierig zu sagen. Das Cover ist gut. Es ist immer dasselbe, wenn du ein neues Album draussen hast: Meistens gibt es da Songs, die ich mehr mag als andere. So habe ich auch dieses Mal meine eigenen Favoriten.

MF: Welche denn?

MR: Ich mag zum Beispiel „The Fire Burns Forever“. Das ist ein guter HammerFall-Song. Er ist einprägsam und hat viel Energie. Das ist mein Favorit.

MF: Dieses Lied ist für mich eine Art neue Version von „Hearts On Fire“. Wie siehst du das?

MR: Hmm… Ja, das kann man durchaus so sehen.

MF: Es verfügt über den gleichen Geist und geht musikalisch in die gleiche Richtung.

MR: Ja, er ist eingängig. Und… ja…

MF: Ihr singt viel über die Brüderschaft zwischen den Metalheads und über den Kampf für den Metal. Was hältst du persönlich von diesen Texten?

MR: Ich finde, solange sie nicht die Botschaft haben, dass Teufels-Kram gut sei, kann ich dahinter stehen. Wenn es darum geht, dass die Leute zusammen halten sollen und für ihren Glauben einstehen und kämpfen sollen und blablabla, denke ich, dass es positiv ist.

MF: Magst du es denn, mit diesen Klischees zu spielen?

MR: Es hängt davon ab, wie man es sieht. Also ob es sich um Klischees handelt oder nicht. Ich sehe das mehr als eine Art „Metal-Theater“. Das heisst, wenn die Lieder eingängig sind, die Show mit Feuerwerk und Knallkörper unterstrichen wird und die Bühne voller Nebel ist, geht die Sache mehr in Richtung Theater, einem „Metal-Theater“ sozusagen. Ich sehe das so.

MF: Und du spielst in dieser Show den wilden Wikinger am Bass?

MR: Nein, ich bin nur der Bassist (lacht). Also in dieser Band gibt es zwei Personen, die alles entscheiden, was in der Band vor sich geht. Das ist der Sänger (Joacim Cans) und einer der Gitarristen (Oscar Dronjak). Also ich bin der Bassist und versuche dass zu tun, was ich tun kann. Es kann also interessant sein, uns spielen zu sehen.

MF: Auf mich wirkt dein Bassspiel sehr wild. Als ob da ein Wikinger mit Bass stehen würde…

MR: (lacht) Ja. Ich habe viel Kraft und ich liebe es, auf der Bühne zu stehen. Und ich denke, dass das die Leute auch sehen können. Für mich ist es wichtig, während dem Spielen wirklich bei der Sache zu sein. Also dass ich auch gedanklich nicht woanders bin. Ich versuche, mein Bestes zu geben und auch das Publikum zu fühlen und für das Publikum glücklich zu sein. Wenn das gelingt, gibt es eine gute Verbindung zwischen den Energien, die zwischen Bühne und Publikum wechseln.

MF: Ein anderer Teil eures Metal-Theaters ist euer Bandmaskottchen Hector. Für was kämpft er?

MR: Vielleicht… Vielleicht steht er dafür, dass wir für unsere Meinungsfreiheit und unsere Bedürfnisse kämpfen sollen. Also für das, woran jeder persönlich glaubt. Es ist also nicht so tiefgründig. Also wenn du Heavy Metal gut findest, sollst du dafür auch einstehen. Aber wenn jemand anders andere Musik mag, solltest du das natürlich respektieren. Alle Menschen haben verschiedene Geschmäcker und niemand kann sagen, dass dieses oder jenes jetzt der richtige oder der falsche Geschmack ist. Aber du kannst sagen, dass dein Geschmack Heavy Metal ist.

MF: Hector ist ein bisschen wie Iron Maiden’s Eddy, der ebenfalls auf jedem CD-Cover erscheint.

MR: Ja, er ist ihm ähnlich. Es ist also nicht so tiefgründig. Es ist mehr ein Spass-Ding.

MF: Du hast jetzt einen Endorsement-Vertrag mit Washburn. Wie kam es dazu?

MR: Wenn du in einer einigermassen berühmten Band spielst, dann möchten die Bass-Hersteller wie Fender, Gibson oder Washburn, dass du ihre Produkte spielst und so für sie wirbst. Und das ist einfacher, wenn du viel live spielst oder wenn du viel im TV oder in den Magazinen erscheinst. Und das trifft auf HammerFall zu. Für mich persönlich ist es sehr interessant als Bassisten, da ich auch alleine um die Welt toure und Bass-Shows spiele (näheres dazu auf den persönlichen Websites von Magnus Rosén: http://www.thrill.to/magnusrosen oder http://www.magnusrosen.net). Dadurch ist meine Beziehung zu Washburn gewachsen. Und das sieht man auch, wenn du zum Beispiel meinen Signatur-Bass nimmst. Das ist ein Bass, der sehr gut, aber auch sehr günstig ist. So haben auch jüngere Fans die Möglichkeit, ihn zu kaufen. Als sie mich fragten, ob ich ein Signatur-Modell haben möchte, fragten sie auch, wie ich ihn haben möchte. Und ich antwortete, dass sie ihn bitte gut, aber trotzdem günstig machen sollten. So dass die Leute ihn sich auch leisten können.

MF: Wieso hast du gerade Washburn ausgesucht?

MR: Es gibt viele Firmen die dich gerne mit ihren Instrumenten ausstatten möchten. Und dann testest du aus, was sich gut anfühlt. Und was für einen Deal du erhalten kannst. Und ihn meinem Fall waren Washburn sehr, sehr nett in dieser Beziehung, so dass sie meinen persönlichen Bass exakt so gebaut haben, wie ich ihn wollte. Das heisst, dass ich das erhalten habe, was ich wollte. Und jetzt können die Leute das kaufen, was ich gerne habe. Vielleicht hat dieser Signature-Bass ein bisschen weniger Qualität als meiner, der viel mehr kostet. Aber mit der gleichen Idee für weniger Geld.

MF: Viele Gitarristen spielen an Konzerten mehrere verschiedene Gitarren. Auf wievielen Bass-Gitarren spielst du an einem Konzert?

MR: Ich brauche nur zwei Bass-Gitarren an einem Konzert. Einen Hauptbass und für den Fall dass z.B. eine Seite reisst, einen zweiten. Die wechseln dann in dieser Zeit die Seiten und ich kann anschliessend wieder mit meinem Hauptbass spielen. Also zwei Bass-Gitarren für die Bühne, und dann habe ich noch einen dritten Bass, um ausschliesslich mein Solo-Bass-Ding zu üben.

MF: Sind die Bass-Gitarren auf der Bühne identisch?

MR: Fast. Sie schauen aber verschieden aus. Sie haben andere Farben. Einer schaut aus, als wäre er aus Eisen, und der andere ist dunkelviolett.

MF: Ich sah euch vor zwei Jahren auf dem Wacken Open Air kurz vor euren Idolen Accept spielen. Was war das für ein Gefühl?

MR: Für mich war es nicht so speziell, weil Accept nie meine Idole waren. Aber ich weiss, dass sie Oscar sehr viel bedeuten. Ich finde, sie sind eine gute Band. Ich habe früher mit ihrem alten Gitarristen Jürg Fischer in der Band Billionairs Boys Club zusammen gespielt (auf dem Album „Something Wicked Comes“, 1993). Da war am Schlagzeug auch unser heutiger HammerFall-Drummer Anders Johansson. Aber obwohl sie nicht zu meinen Idolen zählen, genoss ich diesen Wacken-Auftritt trotzdem sehr.

MF: Wer waren denn deine Idole?

MR: Mein erstes Konzert, welches ich, als ich noch sehr, sehr jung war, sah, war Alice Cooper. Ich war damals vielleicht 13 Jahre alt. Und ich habe oft Kiss gehört. Aber ich hatte nie ein Idol, von dem ich dachte, dass es ein Gott ist. Ich mag viele Bands, aber ich mag sie wegen der Musik und nicht, weil ich früher dachte, dass sie Götter seien.

MF: Aber so ein paar Vorbilder unter den Bassisten hattest du trotzdem?

MR: Ich denke, dass es heute sehr viele gute Bassisten gibt. Und du kannst auf ganz verschiedene Arten darin gut sein. Ich mag es nicht, so ein, zwei von denen rauszupicken, weil es so viele gute Bassisten gibt. Und es gibt nicht eine Art von Musik oder eine Art zu spielen, die gut ist, sondern sehr viele. Personen können auf ganz verschiedene Arten gut sein.

MF: Ihr wart eine der ersten Heavy Metal-Bands bei Nuclear Blast, und ihr seit immer noch bei denen. Wie wichtig ist Nuclear Blast für HammerFall?

MR: Ich denke, dass uns Nuclear Blast ein wenig berühmt gemacht hat. Wir kamen im rechten Moment: Damals hatte Nuclear Blast vor allem Death und Trash Metal-Bands unter Vertrag. Wir hatten damals das Glück, einen guten Plattenvertrag zu erhalten. Der Chef und Inhaber liebte und glaubte an unsere sehr direkte Art des Heavy Metals, und legte sich sehr ins Zeug, um uns grösser zu machen. Ich persönlich bin sehr dankbar für das, was sie für uns getan haben. Ohne Nuclear Blast wäre es für uns sehr hart gewesen, erfolgreich zu werden, weil es da draussen sehr viele andere gute Gruppen gibt. Ich denke auch nicht, dass wir die Besten sind. Wir sind nur eine von sehr vielen guten Bands. Aber wir hatten Glück mit unserer Plattenfirma.

MF: War es ebenfalls Nuclear Blast, die euch die Möglichkeit gaben, in den USA zu spielen?

MR: Ja… Irgendwie schon. Ich meine, wir haben eine Booking-Agentur. Und die Booking-Agentur ist etwas Anderes. Es ist also eine Firma, die nicht zu Nuclear Blast gehört. Nuclear Blast haben in den USA nur einen sehr kleinen Ableger. Aber natürlich wollten sie, dass wir da spielen.

MF: Wie war es, in den USA zu spielen? Ich als Europäer habe eher den Eindruck, dass Heavy Metal in den USA im Moment nicht so sehr angesagt ist.

MR: Ja, Heavy Metal ist dort sehr klein. Und für mich persönlich ist es nicht klar, wieso wir dort gespielt haben, weil die Heavy Metal-Szene dort zu klein ist. Sie war gross in den 80er Jahren, aber heute dominieren andere Musikstile. Ich denke, wenn du dort den Heavy Metal wieder gross machen möchtest, bräuchtest du eine grosse, starke Plattenfirma, die da auch sehr viel Geld reinstecken könnte und möchte, um deine Band ein bisschen bekannt zu machen. Aber es reicht nicht, wenn du ein paar Sätze ins Internet schreibst. Also, es ist sehr hart für uns in den USA. Aber dafür ist Europa sehr gut für uns. Und Südamerika ist gut, auch wenn du dort nicht so viele CDs verkaufst, weil viele Leute dort arm sind. Aber die Leute kommen an unsere Konzerte. Wir spielen vor ziemlich vielen Leuten pro Konzert in Südamerika. In Japan spielen wir ab und zu auch, aber die Heavy Metal-Szene ist heute in Japan ebenfalls ziemlich klein.

MF: Also waren Konzerte in den USA eher schlecht?

MR: Hmm… Die waren eher klein.

MF: Und wie war das Publikum?

MR: Das Publikum war sehr gut. Also sogar wenn nur 100 Leute da waren oder 200 oder 800 Leute. Es kommt nicht drauf an, ob viele Leute da sind. Aber es war keine Tour mit tausenden Leuten an jeder Show. Gutes Publikum, aber wenig Leute.

MF: Verglichen mit der Schweiz?

MR: Verglichen mit der Schweiz waren es sehr wenige.

MF: Wir sind bereits am Ende des Interviews angekommen. Was sind deine berühmten letzten Worte an eure Schweizer-Fans?

MR: Ich ziehe meinen Hut vor euch und sage: Vielen Dank dafür, dass ihr uns heute sehen kommt und dass ihr vielleicht unsere Alben kauft. Wir sind euch sehr dankbar für eure jahrelange Unterstützung!





Roger W. mit Magnus Rosen >>>>