Interview: Evergrey
By Liane P. & Roger W.
Spontanität ist der Schlüssel zum Glück! Roger und ich haben uns zufällig in Luzern getroffen und bemerkt, dass wir beide einen Interview-Termin mit Evergrey hatten. Roger W. (eigentlich auch ein Metal Factory'aner) für Rockstation Radio und ich für Metal Factory. Wir haben uns dann spontan entschieden, die zwei Herren von Evergrey "in Stereo" zu befragen. Ich möchte gar keine grosse Einleitung schreiben. Lest selbst, was die zwei wichtigsten Personen um die schwedische Band Evergrey zu erzählen hatten...

Evergrey: Tom S. Englund und Rikard Zander  >>>>>>

Metal Factory: Liane P. & Roger W.

Liane P.: Ihr habt da einige lustige Video-Clips aufgeschaltet bei Facebook, wo ihr über die laufende Tour berichtet. Die finde ich klasse, ich schaue sie mir immer an. Was war denn das lustigste Ereignis auf der bisherigen Tour? Es sieht so aus, als hättet ihr eine Menge Spass?!


Tom S. Englund: Bis jetzt auf dieser Tour? (überlegt) Solche Sachen passieren jeden Tag. Es ist schwierig das lustigste Ereignis zu nennen. Bis jetzt passierte nicht wirklich etwas Spezielles.

Rikard Zander: Wir haben ziemlich viel Spass zusammen, und das jeden Tag. Darum ist es schwierig, da etwas Aussergewöhnliches zu erzählen. Dieser Typ da (zeigt zum Soundmann Mario Lochert) ist zum Beispiel sehr witzig.

Roger W.: Wer ist das?

Rikard Zander: Mmh..., all die Radio- und Internetzuschauer (??) können das jetzt leider nicht sehen. Das ist unser deutscher Soundmischer. Mario Lochert heisst er. Er ist ein verrückter Bastard.

Liane P.: Wo habt ihr den denn aufgegabelt?

Tom S. Englund: Wir haben wirklich tief in den Gräbern von Deutschland gesucht und haben dann diesen Typen gefunden. Nein, eigentlich kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Ich kann mich in der Regel nicht daran erinnern, wie ich Leute getroffen haben. Ich kann mich nur daran erinnern, wie wir uns getrennt haben (lacht).

Liane P.: Etwas was ich ebenfalls auf Facebook gelesen habe, ist, dass ihr eventuell ein Unplugged-Album plant. Ihr habt die Leute aufgerufen Songs dafür vorzuschlagen, welche sie gerne auf diesem Album hören möchten. Können wir tatsächlich bald mit einem Unplugged Album rechnen?

Tom S. Englund: Vielleicht war es nur ein Test. Wir werden es sehen.

Liane P.: Das bedeutet?

Tom S. Englund: Vielleicht werden wir noch weitere Tests in diese Richtung durchführen.

Rikard Zander: Wir spielen jetzt die Tage ein paar Akustik-Konzerte. Das macht uns ziemlich Spass. Also wie Tom sagte, schauen wir jetzt, was die Leute für Songs hören möchten, und dann werden wir sehen.

Liane P.: Warum habt ihr gerade die beiden Länder Belgien und Slowenien für die Akustik-Konzerte ausgesucht?

Tom S. Englund: Wir haben auf dieser Tour zwei Tage frei und wir hassen das, weil wir da nichts zu tun haben. Also dachten wir, falls es jemanden interessiert, dann könnten wir in Belgien und Slowenien zusätzlich Akustik-Konzerte spielen. Das Interesse daran scheint sehr gross zu sein. Wir werden wahrscheinlich zurück kommen und ein paar mehr davon spielen, in Holland zum Beispiel. Wir versuchen da etwas zu organisieren, wenn wir zwischen zwei Alben ein wenig Zeit haben. Vielleicht werden wir auch eine ganze Akustik-Tour spielen. Das wäre toll. Es ist schwierig, genug Geld für eine Akustik-Tour aufzubringen, aber wir werden sehen.

Roger W.: Wird dann die ganze Band dabei sein?

Tom S. Englund: Ja, das wird mit der ganzen Band sein. Zwei Akustik-Gitarren, Keyboard und Hannes (d) spielt dann eine Box, welche Cajon heisst.

Rikard Zander: Ich glaube, das ist eine Art altes Flamenco-Instrument.

Roger W.: Es wurde von Afrikanern erfunden, welche kein Geld für ein Schlagzeug hatten.

Tom S. Englund: Ja, vielleicht. Es klingt sehr gut.

Roger W.: Ihr seid ja momentan mit Kamelot auf Tour. Wie ist es zusammen mit ihnen? Ihr hattet sie bereits auf einer früheren Tour begleitet.

Tom S. Englund: Der Unterschied liegt darin, dass Kamelot heute headlinen und wir damals beide Vorbands von Crimson Glory waren. Natürlich sind Kamelot mittlerweile sehr gewachsen. Es ist für uns eine grosse Ehre, ein Teil dieser Tour zu sein und wir mögen uns alle. Wir sind auch über die Jahre hinweg in Kontakt geblieben. Dies ist für uns eine gute Gelegenheit, wieder mal zusammen zu sein. Wir hatten das bereits vorher immer wieder versucht auf die Beine zu stellen, aber terminlich haben wir das nicht unter einen Hut gebracht.

Roger W.: Kamelot's Sänger Roy Khan hat ja krankheitshalber die Band verlassen, denn er hatte ein Burnout. Ihr hattet in den letzten Jahren auch einige Probleme. Wie nah wart ihr selbst schon an einem Burnout?

Tom S. Englund: (überlegt) Ich weiss nicht, das ist schwierig zu sagen. Eigentlich sollten wir ja Musik machen. Aber wir kümmern uns zu 99 % um andere Sachen, als um die Musik. Damit wir spielen können, müssen sehr viele Dinge geregelt werden, damit wir überhaupt von der Musik leben können. Wir beantworten E-Mails, halten den Kontakt zu Anwälten, Managern und was auch immer.

Liane P.: Habt ihr niemanden, der das für euch organisiert?

Tom S. Englund: Wir haben einen Manager und eine Booking-Agentur aber wir müssen alle kontrollieren. Denn wenn wir das nicht tun würden, hauen die uns übers Ohr. Daher sind wir da hinterher. Das ist leider ein Teil dieser Scheiss-Musik-Industrie, den wir überhaupt nicht mögen. Also, wie nahe am Burnout? Das wechselt von Tag zu Tag (lacht).

Roger W.: Aber ihr teilt diese Arbeit innerhalb der Band auf?

Rikard Zander: Wir versuchen das Ganze unter mehreren Personen zu teilen. Aber Tom macht den grössten Teil dieser Arbeit, da er schon länger als alle anderen im Business ist und sich sehr gut auskennt. Aber wir versuchen als Band zu arbeiten. Und dies nicht nur in der Musik, sondern ebenfalls in den anderen Belangen. Ich denke, dass klappt jetzt immer besser und besser.

Roger W.: Kommen wir zum neuen Album: Der Titel ist «Glorious Collision». Ist der Titel als sarkastischer Rückblick auf die letzten Jahre zu verstehen?

Tom S. Englund: Nein, das ist überhaupt nicht sarkastisch gemeint. Das ist eine sehr intelligente Beschreibung was passiert, wenn sich Dinge ändern. Als wir entschieden haben, uns von den ehemaligen Bandmitgliedern zu trennen, war das eine der grössten Kollisionen, die wir jemals als Band hatten, da wir drei Mitglieder ausgewechselt haben. Sogar wenn es ein offener Entscheid gewesen ist und wir das zusammen als erwachsene, intelligente Menschen diskutiert haben, war es immer noch hart. Ich meine, wir waren immerhin zehn Jahre lang zusammen. Wir sind aber immer noch Freunde. Und das war uns sehr wichtig, dass wir auch nach der Trennung Freunde bleiben. Darum haben wir uns auch getrennt, weil wir wirklich keinen Spass mehr hatten zusammen zu spielen. Und das symbolisiert eine Art Kollision, die wir hatten. Es ist dann sehr schwierig zu sehen, was die Zukunft bringen wird. Aber normalerweise führt jeder Wechsel zu etwas Besserem, als das was man hatte, als man unglücklich war. Darum ist es eine gloriose Kollision.

Roger W.: Ich habe gehört, dass damals Bier und Geld für einige Mitglieder wichtiger wurde. Welches Bier war dafür verantwortlich?

Tom S. Englund: Ich weiss es nicht. Ich weiss auch nicht, wo du das gehört hast. Ich weiss nur, dass unser früherer Gitarrist Henrik nach dem Ausstieg eine Bar eröffnet hat. Vielleicht war da das Bier einer der Faktoren, die eine Rolle spielten (lacht). Er hat jetzt die Bar wieder geschlossen. Vielleicht ist darum das Bier jetzt nicht mehr so wichtig.

Liane P.: Rikard, du hast gesagt, dass ihr mit dem Wechsel gewachsen seit und du viel stärker in das Songwriting involviert wurdest, was sehr neu für dich gewesen ist.

Rikard Zander: Ich war bereits früher ins Songwriting involviert. Wir waren jedoch so viele in der Band, die da mitgemischt hatten. Normalerweise hat Tom sehr viele Lieder geschrieben und dann schrieb ich noch etwa einen Song und die anderen haben noch weitere Lieder dazu geschrieben. Das war sehr einfach. Aber jetzt, wo zwei der Hauptsongwriter die Band verlassen haben, musste ich ein wenig der ganzen Arbeit übernehmen, da diese sonst Tom zusätzlich hätte machen müssen. Es ist wirklich nicht einfach, mal einfach so zwölf Lieder zu schreiben.

Liane P.: Ich finde du hast hervorragende Arbeit geleistet.

Rikard Zander: Oh..., danke sehr.

Tom S. Englund: Es war auch eine gute Gelegenheit mal zusammen mit Rikard zu arbeiten. Es war auch nicht so, dass wir uns zusammen gesetzt und gesagt haben: "Okay, jetzt schreibe ich diesen Song und du jenes Lied." Es war eine Art des sich Einlassens. Wir hatten ja nur uns beide. Wir mussten dann herausfinden, ob wir fähig sind, zusammen Songs zu schreiben, weil wir es schlicht nicht wussten. Vielleicht hätte es auch scheisse geklungen. Wir haben dann innerhalb von circa zwei Wochen drei Lieder geschrieben, mit denen wir ziemlich glücklich waren. Und diese sind jetzt alle auf dem Album.

Liane P.: Und welche sind das?

Tom S. Englund: «Out Of Reach»,» Leave It Behind Us» und «Wrong». Es war sehr schön für uns raus zu finden, dass wir zusammen etwas Grossartiges machen können. Und wir waren zusammen sehr gute Songwriter. Rikard und ich sind in dieser Beziehung sehr ähnlich. Wir sind beide hauptsächlich interessiert daran, dass das Lied als Ganzes stimmt. Wir sind Song-Leute. Einige Leute mögen die Musikalität und die fucking Gitarren-Soli, das Schlagzeug, u.s.w.… Wir mögen das alles auch, aber wenn wir uns für das eine entscheiden müssten, würden wir den Song an sich nehmen. Es ist für uns wichtiger, einen guten Songs als ein gutes Gitarren-Solo zu haben.

Liane P.: Ich finde, dass die Texte sehr emotional sind. Wenn du auf der Bühne singst, kann ich wirklich fühlen, dass das von Herzen kommt. Ich mag das sehr. «I'm Drowning Alone» ist mein Lieblings-Song vom Album und, ich habe da meine eigene, persönliche Interpretation. Für mich geht es darin um die Angst, alleine zu sein. Was bedeutet der Song denn für dich?

Tom S. Englund: Nun, Angst kannst du in sehr vielen Situationen haben. Es ist so, dass wir alle definitiv Angst haben alleine zu sein. Es gibt nur wenige Leute, welche das Alleinsein wählen würden, wenn sie die Wahl hätten. Wenn man in die Tiefe des Songs geht, dann geht es zum Beispiel darum, dass ich fühlte, dass ich in Evergrey derjenige bin, der 98% der Arbeit erledigt und es niemand verstanden hat. Ich fühlte, als ob ich echt in einem Haufen Scheisse ersticken würde. Und die anderen vier Leute haben mir nichts abgenommen. Darüber handelt der Song. Aber viele Lieder behandeln Themen, wo wir als Band während den letzten zwei Jahren standen. Und auch nachdem die anderen uns verlassen hatten. Es ist eine gutes Abbild dieser Phase von Evergrey.

Liane P.: Die Texte sind also keine erfundenen Geschichten, sondern du behandelst deine persönlichen Erfahrungen?

Tom S. Englund: Ja, und das war schon immer so. Es ist sehr einfach für mich über persönliche Dinge zu singen und sie in vertrauensvolle Worte zu packen, damit es von Herzen klingt. Ich meine das auch so, was ich singe. Ich singe nicht über das Töten von Drachen mit einem Schwert. Ich singe nicht über den Drogenkonsum in Los Angeles auf den Strassen. Ich überlasse das anderen Bands. Ich schreibe über Sachen, die ich fühle, verbunden mit dem täglichen Leben. Es kann ebenfalls sein, dass ich über eine Sache schreibe, die jemandem passiert ist, der mir nahe steht. Wie zum Beispiel Rikard. Wenn er ein sehr persönliches Problem hätte von dem er mir erzählt hätte und ich der Meinung bin, ich müsste darüber schreiben, dann würde ich das auch tun. Denn dann würde es mir ebenfalls etwas bedeuten.

Liane P.: Stimmt es, dass deine Tochter auf «I'm Drowning Alone» singt?

Tom S. Englund: Ja, das ist Salina. Das war so wie ein Gewürz für den Song. Also so eine Art gespenstischer Gesang dazu. Es war natürlich auch cool für sie. Aber ich machte das natürlich für den Song. Etwas fehlte mir da noch in diesem Teil und ich denke, sie hat diese Lücke ziemlich gut geschlossen für das, dass sie erst zehn Jahre alt ist.

Roger W.: In der Bonus-Version von «And The Distance» singt Carina Englund, deine Frau.

Rikard Zander: Scheisse..., ja das ist ein ganzes Familien-Album (lacht).

Roger W.: Sie hat eine sehr gute Stimme.

Tom S. Englund: Ja, das ist so. Und sie ist sehr cool.

Rikard Zander: Und meine Freundin will jetzt auch mitmachen (lacht).

Tom S. Englund: Carina ist ja auf jedem Album zu hören, also seit Tag Eins von Evergrey. Sie ist auch auf der DVD und allem. Sie hat ihre eigene Fanbase innerhalb der Evergrey-Fans. Die schreiben (äfft nach): "Ihr solltet zehn Lieder mit Carina haben." Fuck! Soll sie doch ihr verdammtes, eigenes Album rausbringen (lacht).

Roger W.: Also ein Soloalbum?

Tom S. Englund: Ja, soll sie doch eigene Songs schreiben.

Roger W.: The Englunds.

Tom S. Englund: Auf diesem Album hat sie sogar zwei Chöre geschrieben. Für «Out Of Reach» und für «Frozen». Ich meine damit die Gesangsmelodien.

Roger W.: Sie ist also ziemlich involviert in Evergrey.

Tom S. Englund: Ja, das war sie schon immer. Sie ist die Person, welche ich zuerst frage. Ich mag es nicht immer was sie über die Songs zu sagen hat (lacht), aber ich vertraue ihr sowieso. Und ich frage sie auch immer. Aber sie hat nicht immer recht (lacht)

Liane P.: Ich bin eine sehr visuelle Person und mag eure DVD sehr gerne. Und ich mag die Einstellungen und Blickwinkel die ihr ausgewählt habt, um das Konzert zu filmen. Ich sah, dass ihr Patric Ullaeus dafür engagiert habt. Er ist auch für das Video zu «Wrong» verantwortlich.

Tom S. Englund: Er hat, glaube ich, die letzten fünf Videos von uns gedreht. Patric ist ein sehr bekannter Video-Macher. Aber normalerweise ist er nicht in der Art von Musik, die wir spielen, tätig. In den letzten Jahren hat er viele Hip Hop-Videos für sehr bekannte Künstler gedreht. Aber er ist ein Heavy Metal-Typ. Er ist mein Freund. Er zahlt damit irgendwie zurück..., mmh wie soll ich das erklären? Er liebt Heavy Metal. Und das ist es, wieso er das jetzt auch macht. Und er dreht auch nach wie vor grosse Werbefilme für Volvo und ähnliche Firmen.

Rikard Zander: Ja, und für Kriegsspiele.

Tom S. Englund: Ja, er macht alles. Er ist sehr gut in den visuellen Dingen. Und das Meiste diskutiere ich mit ihm sehr ausführlich, und wir versuchen dann etwas zu entwickeln, was unserem Image und dem neuen Album entspricht. Und bei diesem Album fühlte er, dass das eine neue Band ist und der Clip darum etwas anders ausschauen sollte.

Liane P.: Ich hatte vorher noch nie etwas von ihm gehört, erst als ich eure DVD gesehen habe.

Tom S. Englund: Er gehört zu den wirklich bekannten Video-Machern. Er ist nicht der Bekannteste dieser Welt, aber er gehört mindestens in die Top 10.

Liane P.: Das Ganze ist dann so zu sagen eine Kooperation zwischen ihm und euch?

Tom S. Englund: Ja, und für dieses Video haben wir uns ebenfalls zusammen gesetzt und die Wände mit Buch-Seiten voll gepflastert. Du erinnerst dich vielleicht an all diese Seiten, die im Clip herum fliegen. Wir haben uns alle zusammen gesetzt und die Seiten aus Büchern heraus gerissen, die wir gekauft hatten. Das war cool!

Rikard Zander: Ja, es ist toll in eine Videoproduktion wie diese involviert zu sein. Du kommst also nicht einfach zum Dreh, um möglichst cool herum zu stehen. Es macht mehr Spass, noch mehr involviert zu sein. Und es gibt dem Video mehr Tiefe. Wie das «I’m Sorry»- Video. Da haben wir diesen ganzen Raum aufgestellt und Vorhänge gekauft. Und haben unsere ganzen Familien gefragt, ob sie nicht Statisten spielen möchten. Es macht wirklich Spass, wenn wir Videos wie diese aufnehmen können.

Tom S. Englund: Ich mache sonst kurz Werbung für ihn. Ihr findet ihn unter www.revolver.se - Da könnt Ihr alle seine Videos sehen. Da sind vielleicht 1500 drauf.

Roger W.: Also müsst ihr jetzt nicht danach googlen.

Tom S. Englund: Er macht auch alle unsere Fotos, Posters und solche Sachen. Er ist ein Grafiker-Typ.

Roger W.: Nach den Problemen, welche eure Plattenfirma SPV hatte, seid ihr immer noch bei diesem Label. Ist das eine Art Loyalität?


Tom S. Englund: Nein, sicher nicht (lacht)- Niemals! Ich würde niemals loyal zu jemandem sein, der vorher nicht zu mir loyal gewesen ist. Aber das war sehr einfach. Die haben am meisten Geld bezahlt. Sony hat die jetzt gekauft. Also sind SPV jetzt Sony, was einen grossen Unterschied im Vertrieb und ähnlichen Dingen macht. Also in der ganzen Geschäftssache, worüber ich nicht gerne spreche (lacht). Es ist eine Plattenfirma und gerade jetzt ist sie die richtige Plattenfirma für uns, weil die für uns sehr gut arbeiten. Ich würde sagen, dass wir ihre höchste Priorität haben. Das bewirkt, dass wir momentan in einer besseren Position stehen als wir es vorher getan hatten. Alles ist cool.

Roger W.: Es gab mit SPV Pläne, eure alten CDs neu raus zu bringen. Es gab da ein Re-Release vor den Problemen, danach wurde das gestoppt. Was sind die Pläne jetzt für diese Re-Releases?

Tom S. Englund: Wir planen sehr viele verschiedene Dinge wie Vinyl-Alben, grosse Booklets, Fotos. Aber es ist alles in der Planungsphase. Und wir wollen die Alben nicht einfach so rausbringen, wie sie bereits heute sind. Weil das würde schlicht weg nur Fanverarsche sein. Wir möchten den Alben Dinge zufügen, die speziell sind. Wir könnten zu jedem Album zum Beispiel Interviews oder Dokumentationen beilegen, falls das die Leute wünschen würden. Wir wissen es aber noch nicht genau, werden uns aber wieder mit etwas Coolem melden.

Liane P.: Fanverarsche ist so ein Thema. Ihr müsst ja auch irgendwie Geld verdienen. Durch die viele Downloaderei geht eine Menge Cash verloren! Darüber denkt nicht jeder Fan nach..., glaube ich.

Rikard Zander: Ja, denn wenn wir kein Geld verdienen würden, dann könnten wir das alles nicht machen. Dann könnten wir zu Hause sitzen und für uns selbst spielen, aber niemand würde das je hören. Es ist ein Fakt, dass wir irgendwie Geld verdienen müssen, um das Ganze tun zu können.

Tom S. Englund: Ich meine, es fängt nur bereits bei der Miete dieses Busses an. Er kostet 25'000 Euro für drei Wochen. Das ist ziemlich viel Geld. Ich denke nicht mal, dass ich jemals so viel Geld hatte, 25'000 Euro. Wenn du alles Geld zusammen zählst, welches wir für diese Tour ausgegeben haben, dann sind das über 100'000 Euro. Das ist nur für uns und wir sind die Vorband. Also natürlich verdienen wir das auch und wir können diese Sachen auch zahlen (lacht). Das Geld geht auch für das ganze Personal drauf. Da ist der Gitarren-Techniker, der Sound-Techniker, der Schlagzeug-Techniker, der Merchandiser und so weiter. Jeder verdient also Geld. Weil wir gehen nicht umher um nur betrunken zu sein. Das ist ein Geschäft. Okay, wir sind ab und zu auch mal betrunken. (lacht)

Liane P.: Ich habe gehört, dass du Jack Daniels sehr magst.

Tom S. Englund: Ja! Also eigentlich alles, was gut fliesst (lacht). Aber wir mögen Jack Daniels wirklich ziemlich gerne. Wir versuchen aber ebenfalls auch in Form zu bleiben. Wir werden alle nicht jünger, also müssen wir fit bleiben. Ich gehe immer joggen. Heute bin ich auch runter zum See gejogged, das war grossartig.

Liane P.: Ich weiss, wie sich das anfühlt...

Roger W.: Ich nicht! (lacht) - Thomas, stimmt es, dass du ein Buch schreibst?

Tom S. Englund: Ich habe es bereits geschrieben.

Roger W.: Um was geht es darin?

Tom S. Englund: Mmhh… Es ist eine Novelle, wie sagt man, ein Roman. Es geht darin mehr oder weniger um dieselben Themen, wie in den Texten bei Evergrey. Aber natürlich auf eine ganz andere Art. Und im Moment haben wir es den ersten Verlagen geschickt, und es wird vielleicht niemals raus kommen. Das Wichtigste ist aber, dass ich es überhaupt getan habe. Es hat über 500 Seiten. Ich weiss, dass ich es wieder tun werde, aber ich habe auch nicht mein Bestes gegeben, um es raus zu bringen und um es zu bewerben, weil mir neben der Band die Zeit dafür fehlt.

Roger W.: Hast du es auf schwedisch oder englisch geschrieben?

Tom S. Englund: Ich schrieb es in schwedisch. Ich hätte es auch auf englisch schreiben können, aber das hätte vielleicht fünf mal mehr Zeit in Anspruch genommen.

Liane P.: Wie schreibst du den die Liedtexte? Zuerst auf Schwedisch und dann die Übersetzung auf Englisch?

Tom S. Englund: Nein, ich schreibe die Liedtexte gleich in Englisch.

Roger W.: Gibt es ein Lied von euch, welches ein ähnliches Thema wie die Themen im Buch behandelt?

Tom S. Englund: Ja, das gibt es. Auf dem zweiten Album gibt es das Lied «She Speaks To The Dead». Das ist schwierig, in einem Buch geht es um so viele Sachen. Aber es geht um sehr viele persönliche Tragödien. Ach, lass uns wieder über Evergrey sprechen.

Roger W.: Im Oktober werdet ihr mit Sabaton auf US-Tour sein.

Tom S. Englund: Ja, das stimmt. In Europa sind Sabaton riesig, in den USA sind Evergrey nicht riesig, aber immer noch grösser als Sabaton, die da unsere Vorband sein werden. Dort sind wir also wahrscheinlich bekannter als sie. In Europa sind Sabaton die Vorband von Iron Maiden, in Schweden zum Beispiel. Und in den USA sind sie die Vorband von jedem.

Roger W.: Aber ihr mögt die Jungs?

Tom S. Englund: Die sind grossartig!

Rikard Zander: Ja, absolut. Wir haben sie auf vielen Festivals getroffen. Das sind tolle Jungs und es wird sicher super werden.

Roger W.: Das sind gute Musiker.

Tom S. Englund: Man hat es immer einfach, wenn die Bands aus demselben Land kommen. Man kommt davon nicht weg. Es ist viel einfacher miteinander zu kommunizieren. Ich meine, heute teilen wir den Bus mit Amaranthe, das ist super für uns. Du fühlst dich in einem Bus wie zu Hause.

Roger W.: Also zwei schwedische Bands zusammen unterwegs in den USA?

Tom S. Englund: Ja, grossartig. Wir haben da ja bereits mit anderen schwedischen Bands getourt. Wir waren da mit In Flames, Arch Enemy und Children Of Bodom unterwegs, was total verrückt war.

Rikard Zander: Da waren zwei skandinavische Band zusammen in einem Bus.

Tom S. Englund: Das war total verrückt. Fünf Wochen "«drinking mayhem".

Roger W.: Also durch Children Of Bodom?.

Tom S. Englund: Nein, von uns allen zusammen (lacht). Niemand wollte sich gegen das Betrunkensein wehren.

Rikard Zander: Es gibt da einen Wettkampf zwischen Schweden und Finnen.

Liane P.: Oh ja..., die Finnen sind die besseren Trinker. Ich habe einen finnischen Nachnamen.

Tom S. Englund: Ich habe ebenfalls einen finnischen Nachnahmen, der lautet Turmeni. Ja, wirklich. Und morgen werde ich in Mailand meine Mutter treffen. Sie kommt von Finnland.

Roger W.: Habt ihr noch ein paar abschliessene Worte an eure Schweizer-Fans?

Tom S. Englund: Ja! Die Schweiz war für uns wieder einmal grossartig. Wir haben hier jeweils ein sehr herzliches Publikum. Zwei Mädchen haben heute bei unserem Auftritt geweint. Das ist grossartig und macht mich ein wenig..., ich weiss nicht wie das zu beschreiben ist. Aber es ist grossartig zu sehen, dass die Leute etwas fühlen, wenn sie uns hören. Und darum sind wir auch hier. Ich hoffe, wenn wir im November auf unserer eigenen Tour vorbei kommen, einige der Leute von heute auch dann dabei sein werden.


Die Metal Factory'aner Roger W. und Liane P. (mitte) mit den Evergrey'lern >>>>