Interview: Eisbrecher
By Patricia H.
Seit ihrem Erfolgsalbum “Eiszeit“ (2010) dürften Eisbrecher mittlerweile jedem bekannt sein. Alex Wesselsky und Noel Pix, beide früher bei Megaherz, gründeten 2003 ihre eigene Band und präsentieren nun mit “Die Hölle muss warten“ ihr mittlerweile 5. Studioalbum. Ich habe die beiden sympathischen Musiker zur Plattentaufe im X-Tra am 01.02.2012 getroffen und plauderte mit ihnen über ihr neustes Meisterwerk und die Tücken der Musikindustrie.

MF: Euer neues Album “Die Hölle muss warten“ kommt am 03.02.2012 raus. Für euer neuestes Opus habt ihr ganze 1.5 Jahre gebraucht. Wieso hat das so lange gedauert und was ist neu daran?


Pix: (lacht) Absolute Einfallslosigkeit! Ne, Schmarren. 1.5 Jahre deswegen, weil wir natürlich zum Vorgänger gerne einen draufsetzten würden. Und da nimmt man sich halt die Zeit und hofft, dass das funktioniert – übers Bein brechen kann mans nicht – und das dauert dann halt 1.5 Jahre. Aber besser es dauert etwas länger und dafür ist das Ergebnis dann gut, wie wir beide finden.

MF: Das ist jetzt euer erstes Album bei einem Major Label. Hat sich da was verändert? Bei euch, eurer Musik oder auch eurer Arbeitsweise?

Alex: Ja, es hat sich einiges verändert! Wir sind absolut fremd bestimmt seit wir beim Major Label sind, ganz klar. Bevor wir den Plattenvertrag unterschrieben haben, unterschreibt man noch ein Papier auf dem steht: Hiermit trete ich alle meine Menschenrechte an meine Plattenfirma ab. Das haben wir unterschrieben und seither lebt es sich ganz unbeschwert, wenn man weiss, dass man nix mehr zu melden hat. (grinst)

Nein, die Wahrheit ist: Sony Music war an Eisbrecher interessiert in der Art und Weise wie Eisbrecher immer war. Die waren auch schon eine ganze Weile an uns dran und nicht erst seit sich der Erfolg mit Eiszeit eingestellt hat. Das hat Sony Music auch von anderen Major Companies unterschieden, die auch interessiert waren. Eisbrecher ist nun mal Eisbrecher und wir Männer um die 40 wollen uns auch nicht mehr verbiegen lassen – ich glaub das geht auch gar nicht, selbst Uri Geller und Vincent Raven zusammen würden das nicht schaffen! Eisbrecher bleiben Eisbrecher, also keine Sorge da draussen wer jetzt glaubt: Ah die sind bei einer Major Company, die haben ihre Seele dem Teufel verkauft! Bullshit! Wir machen genauso Musik wie immer. Wo Eisbrecher drauf steht ist auch Eisbrecher drin. Ein bisschen was fürs Herz, ein bisschen was für die Faust – alles gut!

MF: Ich durfte ja schon mal ins neue Album reinhören und es ist wirklich schön zu hören, dass ihr euch selbst treu geblieben seid. Das kann ich also nur bestätigen. Auf dem neuen Album schlagt ihr auch mal sanftere Töne an – wie kommt das?

Pix: (lacht) Wir sind alt und lasch geworden! Nein, also man muss ganz klar sagen: Seit Scheibe 1 schlagen wir auch ruhigere Tönchen an, wir zwei alten Herren. Das war vor 10 Jahren schon so auf der ersten Scheibe, hat sich fortgeführt bei Antikörper mit „Ohne Dich“, dann gab es einen “Herzdieb“ und jetzt sind es auf der neuen Scheibe vielleicht zwei mehr, aber wir haben auch insgesamt 15 Tracks auf “Die Hölle muss warten“ und wir hatten noch nie so viele Tracks auf eine CD draufgepackt. Das heisst, die Spreize zwischen hart und weich ist jetzt geblieben wie vorher. Nur weil jetzt mehr Titel drauf sind hat es auch mehr ruhigere drauf, ansonsten hat sich eigentlich auch nichts geändert.

MF: Böse Zungen behaupten ja, dass mit Unheilig eine neue Ära angebrochen ist der etwas sanfteren düsteren Musik. Was haltet ihr von diesem Stilwechsel, der sich da im Mainstream vollzogen hat?

Pix: Ich finds ja total lustig, dass die Leute immer sagen, da hat sich was gewechselt. Wenn man sich Unheilig vorher angehört hat, da waren die “Schlozetten“ auch schon drauf. Und wer sich jetzt wundert, warum die “Schlozette“ jetzt so einen Erfolg hat – Ja mei, is halt so! Ganz ehrlich Leute – der macht auch nix anderes wie vorher, jetzt zieht ers halt noch konsequenter durch, das ist alles! Ich kann dazu sonst nichts sagen.

Alex: Bravo! Deswegen lieben wir uns, wir verstehen uns blind! Also das kann ich unterschreiben, mit einem dicken fetten schwarzen Edding! Und jetzt mal ehrlich: „Es ist eine neue Ära angebrochen…“ in welcher Welt?!? In der Welt in der ich lebe, stelle ich fest, es gibt immer noch Bands die sind lauter und die einen sind leiser, dem einen gefällt die eine, dem anderen die andere Musik. Musik ist und bleibt Geschmackssache und Bands wie Unheilig wird’s immer wieder geben und hats schon immer gegeben, mal ist man erfolgreicher und mal hat man weniger Glück. Und bloss weils ein Song, mal wieder, aus Deutschland in die Radios geschafft hat, in die absoluten Mainstream-, öffentlich rechtlichen Radios, steht noch lang nicht die ganze Szene auf dem Kopf. Deswegen ist auch der Rock’n’Roll noch lange nicht an die Wohlfahrt verkauft worden, deswegen ist die Welt nicht am Abgrund. Hallo, es ist nur ein Song – es gibt keine “Unheilige Ära“. Es gibt nur einfach viele Leute die auf diese Art Musik stehen, aber viele stehen auch auf die Onkelz, viele auf Hansi Hinterseer und ehrlich gesagt hoffen wir, dass auch ganz viele auf Eisbrecher stehen. Wir können sowohl leise als auch laut, wir können zart und hart, und wir können kalt und heiss!

MF: Ihr habt ja auch schon in der Schweiz gespielt und kommt auch bald schon wieder und zwar am 03.03.2012 ins Z7 in Pratteln.

Alex: Ja, da haben wir noch nie gespielt, zuletzt waren wir hier im X-Tra. Und ja, das ist keine leere Drohung! Wir kommen wirklich….Eisbrecher, 03.03.2012 ins Z7 in Pratteln!

MF: Habt ihr noch ein paar letzte Worte für unsere Leser?

Alex: So lange es Metal-Fans gibt ist die Welt noch in Ordnung, also:  Metal-Factory rules forever!
Aber gib dem Pix doch noch eine letzte Frage, er soll heute das letzte Wort haben!

MF: Also gut! Wir haben jetzt von eurem neuen Album gesprochen, aber kommen wir nochmals kurz auf euer erstes Album „Eisbrecher“ zurück. Damals habt ihr mit der CD gleich 2 Rohlinge mitgeliefert. Was war die Message hinter dieser Aktion?

Pix: Also die Rohlinge hätten wir uns auch gleich sparen können! (lacht) Nachdem die Musikindustrie in den letzten Jahren absolut den Bach runterging und sich eh kein Mensch mehr was kauft ist mein Abschlusswort: Liebe Leser, an so einer Musikproduktion ist wirklich viel Arbeit dran, also bitte doch ab und zu mal kaufen und nicht nur runterladen. Nicht nur wegen uns, sondern auch wegen den andern Bands! Wäre nett…..Danke!