Interview: Doomshine
By Maiya R.B.
Doomshine werden in den Medien als heisse Newcomer gehandelt. Ihr Debüt-Album "Thy Kingdoom come" schlug ein wie eine Bombe. Sie fabrizieren gekonnt Melodic Doomed Metal, ein Ohrenschmaus für alle, die am Liebsten in Zeitlupe headbangen. Tiefgründige Texte in faszinierende Melodien verknüpft ergeben ein Resultat, welches ausschliesslich positive Kritik erntet. Darum habe ich den Ludwigsburgern für Euch mal ein paar Fragen gestellt. (SP= Sven Podgurski; TH= Timmy Holz)

MF: Erzählt unseren Lesern erst einmal, wer ihr seid und wie ihr zur Musik gefunden habt.

SP: Wir sind zu viert und spielen in der Besetzung Drums, Bass, zwei Gitarren und Gesang, wobei Timmy (Tim Holz) singt und Gitarre spielt. Unser Basser hört auf den Namen Carsten Fisch und hat nebenbei auch noch das Album produziert. Unser Schlapszeuger heißt Markus Schlaps, hört aber nur auf das Rufzeichen Schlaps. Dann gibt es da noch meine Wenigkeit, Sven Podgurski, ich schwinge die zweite Gitarre. Mit Doomshine ging es gegen 2001 los. Schlaps und Timmy hatten schon lange Jahre bei dem ein oder anderen Bier zusammen im Proberaum verbracht und gemeinsam musiziert. Auch Carsten war zeitweise schon mit von der Partie. Nach einer Anfrage von ... Schlaps war's glaub ich, stiess ich dann dazu. Ich war bisher dahin in den Bands Variety of Arts, Tragedy Divine und Spiral Tower aktiv. Es existierte bereits Songmaterial, das wir aber bald über seinen eingenen Haufen waren und von vorne begannen. Durch die ehrenvolle Aufgabe das erste Doom Shall Rise zu eröffnen und einen Samplerbeitrag beim Heavy oder Was!? konnten wir dann ein wenig Aufmerksamkeit auf uns lenken und seitdem entwickeln sich die Dinge weiter sehr gut für uns.

MF: Natürlich hat jeder Musik-Fan oder Musiker seine Helden. Welche Bands haben Euch inspiriert, und welche Bands haben Euch zu Metal gebracht?

SP: Ich war schon immer von den melodischeren Bands sehr angetan. Die erste Band, die mich wirklich beeindruckt hat waren Crimson Glory. Die erste Scheibe und auch der zweite Output "Transcendence" sind Meisterwerke des melodischen Metals. Dann gehörten auch Bands mit unverwechselbarem Charakter wie Helstar und Candlemass zu meinen Faves. Awaken the Guardian von Fates Warning gehört auch nach fast 20 Jahren noch zu meinen Alltimefaves. Bands deren Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit hauptsächlich durch den Sänger begründet sind. John Arch, James Rivera , Messiah , solche Leute höhr ich unglaublich gern. Ein sehr lichter Moment war auch das Erscheinen von Yngwie Malmsteen's erstem Album welches ich rauf und runter gehört habe, natürlich ein Eldorado für einen Gitarristen. Die Verbindung von klassischer Musik und Rock war zwar nicht neu, das hatten Emerson Lake & Palmer mit "Mussorgsky's Pictures of an Exhibition" schon praktiziert, auch bei Deep Purple und Rainbow findet man solche Klänge, allerdings nicht mit einer solchen Virtuosität. Aber auch andere Musiker haben mich schwer beeindruckt und natürlich auch beeinflusst, in meinem Fall natürlich hauptsächlich Gitarristen wie zum Beispiel Eric Johnson, Ritchie Blackmore, Nuno Bettencourt ( Extreme) und Steve Vai. Letzterer ist für mich der Zeus im Gitarrenolymp.

MF: Hat sich jemand von Euch schon als Frauenliebling heraus gestellt? Wenn ja, wer und wie fühlt man sich dabei?

SP: Ähm .... wenn Du mich jetzt nach dem Bruttosozialprodukt von Dubai gefragt hättest, hätte ich in nen paar Minuten eventuell eine passende Anwort, sowas lässt sich notfalls recherchieren ... Ne, für kreischende Teenies sind wir zu alt, machen die falsche Musik und haben zu dicke Bäuche ;o)

MF: Sven, es scheint mir, dass Du fast sowas wie eine Liebesbeziehung zu Deiner Gitarre pflegst, und das hört man auch. Woher diese besondere Verbundenheit?

SP: Ha, wenn ich so ein Mädel behandeln würde wie meine Klampfe, die würde mir was husten. Musste schon bei Wind und Wetter mehrmals im Auto übernachten, steht wochenlang ohne Beachtung bei mir zuhause in der Ecke rum und hat mir zu gehorchen, wenn ich sie brauche. Nein, ernsthaft, ich glaube ich verstehe was Du meinst. Es geht mir vorrangig um die eigene Note, einen gewissen Wiedererkennungswert. Denk an Songs wie Highway Star von Deep Purple oder an Beat It von Micheal Jackson, alleine wenn Du das Solo hörst weisst du um welchen Song es sich handelt, einfach unverwechselbar. Jede gespielte Note sollte einen Song bereichern, ist das nicht der Fall sind diese Noten schlichtweg überflüssig. Das kann auch eine einfache Melodielinie sein, wie das zum Beispiel bei Shine On Sad Angel der Fall ist. Ein Musikerkollege meinte einmal, ich hätte eine melancholische Art Gitarre zu spielen. Für unseren Sound passt scheint das ganz gut zu passen.

MF: Welcher Song von Eurem neuen Album "Thy Kingdoom Come" gefällt Euch persönlich am Besten und warum?

SP: Hmm, schwierig zu sagen. Für mich persönlich hat jeder Song seinen Reiz und stimmungsabhängig gefällt mir mal der eine oder andere Song mehr oder weniger. Vom Arrangement her am gelungensten finde ich Where Nothing Hurts But Solitude. Am kraftvollsten kommt für mich Creation rüber und jedesmal wenn ich bei Light A Candle For Me zum Solo ansetze bekomme ich ne Gänsehaut.

MF: Für Doom habt Ihr auffallend intensive Gitarren-Solos,dazu noch sehr gute. Ihr bezeichnet Eure Musik als Melodic Doomed Metal,das erklärt alles. Wie entstanden diese graziösen Klänge?

SP: Danke, ich fühl mich gebauchpinselt ;o) Nun, zum Einen kommen natürlich die verschiedensten Einflüsse aus anderen Musikrichtungen zum Tragen, wir alle haben einen breitgefächerten Muskigeschmack. Zum Anderen liegt das auch an der guten Chemie innerhalb der Band und der daraus resultierenden fruchtbaren Zusammenarbeit. Die Solos enstanden nicht zuhause im stillen Kämmerlein am Reissbrett, sondern bei den Aufnahmen im Studio, wo Carsten mir eine grosse Hilfe und Inspiration war. Mit viel Geduld und guten Ideen seinerseits haben wir aus einzelnen Fragmenten, manches Mal auch aus einem rudimentären Grundgerüst die Solos entwickelt. Wie gesagt, ein Solo sollte ein Bestandteil des Songs sein, ihn bereichern und nicht seiner selbst Willen existieren. So haben wir versucht, aus jedem Element eines Songs das Beste heraus zu holen und deshalb auch einige Zeit auf die Solos verwendet. Nicht jeder Song braucht zwingenderweise ein Solo oder eine instrumentale Melodielinie, aber wenn ein solches Element Bestandteil eines Songs ist, wird daran genauso gefeilt wie zum Beispiel an der Gesangslinie.

MF: Einen Plattenvertrag zu kriegen ist natürlich eine sehr schwierige Sache. Wie kamt Ihr zu diesem grossen Glück?

SP: Ja, da hatten wir wirklich Glück. Wir hatten weder ein Demo noch sind wir bei Plattenfimen direkt vorstellig geworden. Timmy hat für uns des öfteren die Werbetrommel gerührt, fleissig Emailadressen gesammelt ein paar Rundmails rausgeschickt und auch einzelne Leute angemailt, gerade als wir unsere MP3's online hatten. So bekam auch der Andy von Iron Glory eine Mail von Timmy in der er schlicht und einfach gefragt hat was er denn von den Songs halten würde. Kurz darauf kam die Antwort, Jörg würde sich demnächst wegen eines eventuellen Vertrages bei uns melden. Wenig später spielten wir einen Gig in einem Jugendhaus, wo Andy und Jörg auch vor Ort waren. Danach gab es nochmal ein formloses Treffen bei uns im Proberaum, wo Details des Vertrages erläutert wurden und daraufhin unterzeichneten wir den Vertrag. Alles lief sehr locker und unkompliziert ab. Das war übrigens das einzige Angebot, das wir erhalten haben, aber auch unser Wunschlabel, da wir Jörg und Andy auch schon lange Jahre kennen und Iron Glory auch bei uns in der Gebend beheimatet sind. Witziges Detail bei der Geschichte ist, dass Jörg und ich bei Variety of Arts und Tragedy Divine früher Bandkollegen waren. Heute ist der Kopf der Firma bei der wir unter Vertag sind. Schon witzig wie die Dinge im Leben manchmal laufen.

MF: Wie war es für Euch,in der beliebten Ludwigsburger Szene aufzuwachsen,und wie erlebt Ihr die Szene heute? Seid Ihr immer noch oft in der Rofa?

SP: Die Szene vor Ort ist natürlich ein idealer Nährboden für Bands. Es gibt sehr viele Bands in der Gegend und vor allem die harten Klänge sind hier sehr beliebt, was sicher auch an der Existenz der Rockfabrik liegt. Ich glaube fast jeder Jugendliche in der Gegend war schon einmal dort und viele haben dort einige Stunden ihrer Jugend zugebracht. So war auch für uns die Rockfabrik zentrale Anlaufstelle, Treffpunkt und man hat dort auch einige Abstürze hinter sich gebracht ;o) Auch viele Konzerte haben wir dort erlebt und konnten so unseren Helden huldigen.Die Kontakte die dort geknüpft wurden bestehen immer noch, teilweise hat man sich natürlich aus den Augen verloren, aber man sieht immer wieder bekannte Gesichter, die sich heute in diversen Bands tummeln. Die Ausflüge in die Rockfabrik sind heutzutage natürlich seltener geworden. Das Publikum wird jünger und man kennt nicht mehr so viele Leute dort, weil andere Leute aus unserer aktiven Rockfabrikzeit auch nicht mehr so häufig und regelmässig dort sind. Gelegentliche Besuche gibt es aber dennoch und dann fühlt man sich manches Mal in der Zeit um zehn Jahre zurückversetzt, weil sich manche Dinge eben nie ändern. Die Szene ist noch genauso aktiv wie vor zehn Jahren, wenn nicht sogar aktiver. Ich denke solange die Rockfabrik existiert wird sich dass auch nicht ändern. Für die Musikszene hier
in der Gegend ist die Rockfabrik ein warer Jungbrunnen. Hier werden Kontakte geknüpft, Neuigkeiten ausgetauscht und Bands promotet und auch uns hat das auf den Weg gebracht, den wir heute gehen.

MF: Welches Europäische Festival gefällt Euch persönlich am besten? Man sagt,Ihr wärt dieses Jahr am Bang your Head gewesen. Wie gefiel es Euch?

SP: Auf dem Dynamo in Eindhoven war ich mehrmals, das Monsters of Rock auf dem Hockenheimring und in Schweinfurt hab ich vor Jahren besucht und die letzten Jahre stand das Bang your Head auf dem Programm. Wacken und was es sonst noch so gibt, war bisher nicht auf meiner Liste, da kann ich nicht mitreden. Ich bin auch kein typischer Festivalgänger, ich mag mehr die kleinen, übersichtlichen Events. Deshalb gehe ich auch noch gerne auf das Bang your Head. Das ist überschaubar und bisher war es jedesmal ein tolles Erlebnis. Das Dynamo in Eindhoven war anfangs auch sehr kultig, als es noch im .. ich glaube im Eisstadion war das .. stattfand. Fünf Gulden Eintritt für das eingentliche Festival und am Abend davor noch ein Warmupgig mit coolen Bands im Club. Das sind schöne Erinnerungen, die ich nicht missen möchte. Das Bang your Head dieses Jahr fand ich auch wieder legendär. Tolles Wetter, tolles Stimmung, tolle Bands, es war fast perfekt.

MF: Welchen Bezug habt Ihr als Band zu Euren Songtexten? Ist das Verarbeitung eines tragischen Schicksals, oder sind es eher gut durchdachte Storys? In welcher Stimmung hat Tim die Songtexte geschrieben?

TH: Bevor ich mit dem Texten loslege, muss ich nicht unbedingt in einer speziellen Stimmung sein. Allerdings muss ich mich in den jeweiligen Song erstmal fallen lassen, um zu fühlen, welches Thema hier passt. Ich sammle daher ständig Ideen und hab unterwegs immer Schmierzettel dabei, um später bei einem instrumental fertigen Song das passende rauszupicken. Die Harmonie zwischen Text und Musik ist mir absolut wichtig! Da wir überwiegend melancholisch/schwermütige Musik spielen, kann ich natürlich nicht zu jedem Song persönliche Schicksale verarbeiten, zum Glück! Eine Band, die nur über´s Saufen schreibt, hat irgendwann auch mal die Grenzen des selbst erlebten erreicht. Da muss ich dann schon ein wenig Fantasie mit ins Spiel bringen, wobei fast immer ein reeller Bezug besteht.

MF: Worum geht es beim Song "Where nothing hurts but Solitude"?

TH: Um es mal verwirrend auszudrücken: um die körperlose Flucht! Jeder hat doch mal in bestimmten Situationen den Gedanken, vor unangenehmen Aufgaben oder Pflichten zu flüchten. In diesem Song geht es um eine drogenabhängige Person, die sich ihr Leben von diesen Flüchten dirigieren lässt, was anfangs noch gut geht. In ihrem eigenen Geist ist sie Herrscher und kann tun und lassen was sie will. Der Bezug zur Realität geht dabei komplett verloren und der Weg zurück gleicht irgendwann einem Labyrinth. Sie findet sich selbst in den abgelegensten Ecken ihres Verstandes, wo nichts mehr schmerzt ausser der Einsamkeit...

MF: Nehmt Ihr Euren Erfolg schon richtig wahr,oder fühlt sich das für Euch noch unrealistisch an?

SP: Nun, das kommt zunächst einmal darauf an wie man Erfolg für sich persönlich definiert und welche Ziele man mit dem Musikmachen verfolgt. Für uns vier Nasen sind die überwiegend positiven Resonanzen, die Kritiken, das Feedback von vielen Doomfans und Giganfragen schon mehr als wir erwartet haben das fühlt sich schon irgendwie an als würde man sich schlafwandelnd durch das Tal der Träume wandern und hofft nicht eines Tages unsanft geweckt zu werden. Von mir aus kann's ruhig so weitergehen ;o) Man muss allerdings relativieren, den grössten Teil der Aufmerksamkeit der uns zuteil wurde haben wir sicherlich durch das Medium Internet erlangt, das, vor sagen wir zehn Jahren, bestimmt nicht den Stellenwert wie heute hatte. Vor zehn Jahren wären die Reaktion wahrscheinlich etwas spärlicher ausgefallen, denke ich.

MF: Was plant Ihr denn für die Zukunft? Es wird hoffentlich noch mehr tolle Alben von Euch geben? Seid Ihr da schon dran oder kümmert Ihr Euch zur Zeit ausschliesslich um die Vermarktung von "Thy Kingdoom Come"?

SP: Ja sicher, ein zweites Album ist in Planung. Wir haben auch schon angefangen Songs für das nächste Album zu schreiben. Was uns dabei zur Zeit ein bisschen ausbremst sind noch ein paar Liveauftritte die in nächster Zeit anstehen und auf die wir uns vorbereiten müssen. Am 19. September sind wir beim Dutch Doom Day III in Rotterdam dabei. Am 30. Oktober spielen wir auf der DVD-Recording-Party von Sacred Steel, mit Tankard und Lunafield. Am 18. Dezember steht ein Gig in Stuttgart-Vaihingen unter dem Motto Banging the X-mas tree mit My Darkest Hate und Abandoned an und nächstes Jahr steht noch die Belgian Doom Night auf dem Programm. Wir hätten natürlich auch Lust mal einen Abstecher in die Schweiz zu machen, vielleicht ergibt sich das ja mal. Die Zeit die wir dazwischen finden nutzen wir um an neuem Material zu basteln, das bringt auch den meisten Spass. Wenn Du bei jeder Probe die selben Songs runterrasselst wird das irgendwann zur Routine und das wollen wir erst gar nicht einreissen lassen. Wir nehmen uns allerdings die Zeit die wir brauchen und machen uns da keinen Stress, es soll ja weiterhin
Spass machen und nicht in Arbeit ausarten ;o)

MF:Möchtet Ihr unseren Lesern etwas mitteilen?

SP: Herzlich bekanken möchten wir uns bei allen die uns geschrieben haben oder sich in unserem Gästebuch verewigt haben und freuen uns natürlich auch weiterhin über jedes Feedback. Besucht uns auf www.doomshine.de   wenn ihr Zeit und Lust habt. Stay doomed!