Interview: Benedictum
By Rockslave
Zum Veröffentlichungstermin des neuen Albums «Seasons Of Tragedy» gab es im Rock-City in Uster vor ein paar Monaten mal eine Listening-Party, die aber, sagen wir mal, etwas verfänglich kommuniziert wurde. Nicht wenige Leute, darunter auch meine Wenigkeit, meinte(n) deshalb, dass die Amerikanische Power-Truppe um Frontsirene Veronica Freeman dazu anwesend sei! Das war aber leider nicht so und deshalb die Freude gross, als Benedictum im Herbst als Support von Girlschool im Z7 angekündigt wurden. In diesem Zusammenhang haben wir uns um ein Interview mit der stimmgewaltigen Gesangs-Amazone bemüht. Was dabei heraus kam, sprich wie es mir ergangen ist und was die sexy Sängerin aus San Diego nach ihrem Auftritt zu sagen hatte, könnt Ihr Euch nachfolgend rein ziehen! Meiner Aufforderung, für das Interview-Partner Foto im Voraus schnell zu posieren, kam sie nicht nach und meinte abwinkend, ich hätte sie vorher im Fotograben genug abgelichtet! *sic* (VF = Veronica Freeman)

VF: Nun..., ich bin so müde...

MF: ...ja..., du bist ja auch auf Tour..., und fast jede Nacht auf der Bühne...

VF: Aber das ist schon ok..., ich motiviere mich immer wieder.

MF: Lass mich euch zuerst, als grosser Fan von Rainbow, Black Sabbath, Deep Purple und auch Warrior, zu euren beiden Alben gratulieren. Sie sind einfach unglaublich und haben mich von Anfang an schwer beeindruckt!

VF: Danke..., wow..., das ist gut..., vielen Dank!

MF: Was ist mit Benedictum alles geschehen, seit das neue Album im Januar erschienen ist und wo liegen die Unterschiede zum Debüt?

VF: Der Prozess vom zweiten Album..., lass uns zuerst zum ersten gehen..., das erste Album war für mich so etwas wie das Zustandekommen eines Traums, auch dass ich es überhaupt machen konnte. Und das, ohne das Singen damals wirklich ernsthaft zu betreiben. Danach die Möglichkeit zu haben, eigene Ideen einzubringen und die Zusammenarbeit mit Leuten, an die du glaubst und diese wiederum an dich glauben. Das ist sehr cool! Du kannst aber nicht etwas vorsichtiger an die Sache ran gehen. Auf dem zweiten Album wollten wir unsere Flügel etwas weiter ausbreiten, sehen wohin die Reise geht und verschiedene Dinge ausprobieren. In der Zwischenzeit hatten wir ein paar Besetzungswechsel und es ist nun interessant, die Shows mit unserem ursprünglichen Drummer zu spielen. Es fühlt sich familiär und wunderbar an. Es ist einfach toll und ich bin auch dankbar dafür all dies tun zu dürfen.

MF: Neben "dutzenden" von Gothic Bands mit Lead-Sängerinnen, gibt es nicht so viele Heavy Metal Bands wie Benedictum. Hast du eine Erklärung für diesen Zustand?

VF: Ich habe keine Erklärung dafür! Ich denke..., (und macht einen tiefen Seufzer) - weisst du..., die Leute richten sich nach Trends und dergleichen und das ist toll, ihr Stil und ich bewundere jeden Einzelnen, der das macht. Und dann hast du Frauen, die ich bewundere, wie Angela Gossow (Arch Enemy - MF), die..., oh mein Gott..., weiss du..., einfach riesig ist. Und das ist auch fabelhaft. Was mich angeht, so weiss ich nicht genau, was die Leute über mich denken..., meine Stimme. Einige mögen mich, die anderen dagegen nicht..., wir machen bloss das, was wir eben tun. Unser Sound ist nun mal so und der schmeckt halt nicht Jedem, aber wir ziehen das durch.

MF: Wer ist die Amerikanische Metal Queen? Kate French (Vainglory), Leather Leone (Chastain), Ann Boleyn (Hellion) oder Veronica Freeman?

VF: Ouh..., mein Gott! Es hat genug Platz am Tisch..., lass es gut sein! (lacht laut auf!) - Es hat ausreichend Throne für alle Königinnen! (kichert weiter)

MF: Bist du die gleiche Person, wenn du von der Bühne runter kommst?

VF: Nein..., ich..., nein! Ich bin ein anderer Mensch, wenn ich die Bühne verlasse. Ich bin dies..., und es ist eine Ehre für mich..., weil..., es ist so ein unglaubliches Gefühl, wie eine Erfahrung zugleich. Speziell dann, wenn du die Energie der Fans spürst. Das ist alles, was für mich zählt. Nun..., es verändert dich..., in diesen paar Momenten, auch wenn dich nicht alle erreichen, findet immer eine Art der Kommunikation und der Austausch von Energie statt. Für mich ist es auch eine spirituelle Angelegenheit, und das ist wirklich cool!

MF: Und der Kick, es immer wieder zu tun...

VF: ...yeah yeah! Auch wenn es nicht immer leicht ist..., aber meistens geht's schon.

MF: Was tust du fünf Minuten bevor du auf die Bühne gehst?

VF: Dauernd auf- und abschreiten..., wie ein Pferd! (lacht) - Ich bin jeweils richtig nervös, wie wenn es an ein Rennen ginge.

MF: Erzähl doch mal (nicht ausufernd!) wie du zu einer Sängerin in einer Heavy Metal Band geworden bist!

VF: Ich wurde von meinem Freund Craig Goldy (Ex-Dio) dazu ermuntert, da wir wir uns schon seit langer Zeit kennen..., aber zu Beginn war ich nicht richtig bei der Sache. Er versprach mir aber, wenn er Zeit habe, dass er mich unterstützen würde. Das trat dann ein und so entstand mit Blackie (Sanchez - MF), Pete (Wells - MF) und mir das, was heute als Benedictum da ist. Er (Craig) hörte sich also ein paar Songs von uns an und meinte, da könne er dahinter stehen. So begann die Zusammenarbeit..., als Kurzversion! (lacht laut)

MF: Du verfügst über eine exzellente Stimme...

VF: ...danke!

MF: ...und siehst ausserdem sehr sexy aus!

VF: Hah (laut)..., danke (kurz und spitz)..., eh...

MF: Welche Komplimente magst du mehr?

VF: Ouh..., immer bezüglich meiner Stimme! Ich meine..., die andere Sache ist ja gut und recht, aber eine Frage des Geschmacks. Und das obwohl nicht jedermann meine Stimme mag. Darum bin immer glücklich, wenn ich in den Staaten erzählt kriege "hey, das was du machst, ist gut"! Weisst du, ich habe Spass an dem, was ich tue und versuche, das andere nicht so ernst zu nehmen. Es freut mich einfach, wenn man sagt, dass ich voller Energie bin.

MF: Alle eure eigenen Songs sind von der Band geschrieben, aber es hat eine Menge Freunde im Umfeld, die euch unterstützt haben. Könnten Benedictum auch ohne Jeff Pilson und/oder Craig Goldy existieren?

VF: Nun, zuerst muss ich dich korrigieren, denn die Songs stammen von Pete Wells (g) und mir, ausser den Cover-Songs natürlich...

MF: ...ich habe das im Booklet so gesehen... (All music and lyrics written by Benedictum)

VF: Ok..., ja..., das war wahrscheinlich bei der ersten Platte so angegeben..., wie auch immer. Wenn du aber die einzelnen Song-Credits anschaust, dann steht immer Wells/Freeman, vor allem beim zweiten Album. Ich habe über viele Jahre hinweg zusammen mit Pete geschrieben. Jeff brachte in erster Linie seine Erfahrung ein, verhalf uns zu besseren Arrangements und erweiterte das Material, mit dem wir ankamen.

MF: Du hast alle Texte geschrieben...

VF: Mmmhmm... (stimmt zu)

MF: ...wodurch wirst du inspiriert und wie kommen sie hauptsächlich zu Stande?

VF: Jeder Tag im Leben inspiriert mich..., durch das, was ich erlebe. Ich bin eine emotionale Person, ausgesprochen feinfühlig und spüre die Dinge sehr tiefgehend. So betrachte ich jeden Tag als Erfahrung..., mal gibts gute, mal schlechte davon und ich verwende beide Arten. Es gibt so Vieles im Leben..., du musst nur die Augen öffnen. So viele Begebenheiten..., wenn man andere Leute trifft. Manchmal denke ich darüber nach und es schiesst was durch meinen Kopf oder es passiert einfach. Es ist nichts Geplantes, sondern geschieht spontan.

MF: Viele andere Bands spielen Covers, oft schlechte und nur deshalb, um ein Album auszufüllen. Was ist das Geheimnis hinter euren hammergeilen Versionen? Die sind unglaublich! Auch wenn ihr heute Abend keine davon gespielt habt und das ist gut so!!

VF: Ohh..., danke dir! Ehmm..., es ist Material, das wir wirklich lieben! Irgendwie..., speziell bei «Heaven & Hell» (von Black Sabbath - MF) auf dem ersten Album. Ich wusste..., wenn ich je eine Chance haben sollte, in ein Studio zu kommen und aufzunehmen, wollte ich diesen Song machen. Weil in anderen Bands, in denen ich war, machten wir das immer..., ich war ja mal für eine Weile in einer Dio Cover-Band. Und sowas zu machen, ist grundsätzlich cool. Und dann alles andere wie..., es ist einfach..., ich weiss nicht..., wir machen einfach das, was wir lieben. Ich denke, das macht den Unterschied aus!

MF: Wie sieht es aktuell mit neuen Songs aus und besteht schon eine Idee für eine weitere, grossartige Cover-Version eines alten Klassikers?

VF: Ähh..., ich glaube, dass wir auf dem nächsten Album womöglich gar keinen Cover-Song mehr drauf haben werden! Weil..., auf dem Debüt war es bisschen ein Durcheinander, da eigentlich nur ein Cover-Song vorgesehen war. Die Art und Weise der Veröffentlichung und von wegen einem Bonus-Track. Ich denke, dass wir auf dem neuen Album nur eigenes Material verwenden werden, aber wer weiss das schon?!! Wir werden auf jeden Fall mit dem Schreiben beginnen, sobald wir von der Tour zurück sind und 2009 wieder bereit sein!

MF: Gut zu hören!

VF: Yeah, yeah, yeah..., wir werden ja sehen, was passiert!

MF: Benedictum haben ja jetzt das zweite Mal in der Schweiz gespielt. Der erste Auftritt fand ja am 31. Dezember 2006 statt...

VF: ...korrekt!

MF: Was weisst du über unser Land?

VF: Ich weiss, dass ich eine Menge Schnee gesehen habe. Wir führten uns auf wie kleine Kinder! Ich meine..., wir kommen aus San Diego und ich lebe jetzt in Phoenix/Arizona. Als wir hierher kamen, waren alle von uns aus Süd-Kalifornien oder Wüsten-Gebieten. Als wir den Schneefall sahen, kam es uns als das Schönste vor, was wir aus dieser Ecke eurer Landes je gesehen hatten. Es ist einfach ein wunderbarer Ort und was wir auch wissen, ist, dass wir hier gerne viel mehr Zeit verbringen würden. Denn wenn wir mal hier sind, dann leider nur kurzfristig..., und bald müssen wir wieder gehen. Wie morgen früh auch...

MF: In ein paar Tagen wird die grösste Wahl des Jahres statt finden!

VF: Hmm..., ja..., mein Gott...

MF: Wer wird nun der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika?

VF: Verdammt! Ich wüsste nur zu gerne wer..., ich habe auch abgestimmt, aus dem Ausland und war aufgeregt! Jeder meint es zu wissen, aber ich kann die Zukunft nicht voraussagen, aber das war eine der spannendsten Kampagnen, die es je gab! Etwas Einmaliges im Leben..., wir werden es sehen. (Leider habe ich darauf nicht nach Obama oder McCain gefragt! MF)

MF: Doro Pesch feiert nun ihr 25stes Jubiläum als Europäische Metal Queen Nr. 1 - Was wirst du in 5, 10 oder 15 Jahren tun?

VF: Im Altersheim sein... (lacht laut) - Nein..., ich weiss es nicht! Ich hoffe, dass ich mich da immer noch des Lebens erfreue, mit meinen Freunden zusammen sein und Dinge tun kann, die ich mag. Hoffentlich umgeben von der Musik..., ich bin so stolz auf sie. Ich meine, sie (Doro) ist so einzigartig und war sehr gut zu uns. 25 Jahre..., das ist eine lange Zeit!

MF: Wie siehst du Situation mit dem Internet und dem Downloading?

VF: Es beeinflusst jeden letzten Endes, aber ich nenne es das zweischneidige Schwert. Zum einen..., wenn du schaust, speziell in den Staaten..., viele der grossen Ketten der CD-Läden und das ganze Business überhaupt..., es verändert sich..., deswegen. Aber auf den anderen Seite hat es sich auch zum Guten gewendet, denn es gibt viel mehr Musiker, die sich so Gehör verschaffen können, was sonst ohne das Internet nicht möglich wäre. Sachen wie zum Beispiel MySpace oder ähnliche Dinge. Wir haben eigentlich dort Kontakte geknüpft und dadurch Shows gespielt. Die Leute kommen so zu Musik, die sie sonst nicht hören würden. Die Radio-Landschaft in den USA ist total kontrolliert und nicht alle Stationen können spielen, was sie wollen! So ist das Internet eine wunderbare Sache, um an die entsprechenden Infos ran zu kommen.

MF: Bringt euch denn MySpace konkret was, also auch Geld?

VF: Wir wünschten uns das schon, aber weisst du..., meistens haben wir dadurch Shows (in den Staaten) gekriegt, wie zum Beispiel das «Powerbox Festival», das letztes Jahr statt fand und noch ein weiteres. Dieser Kontakt kam über MySpace in die Gänge, wo wir angefragt wurden, ob wir spielen möchten.

MF: Wie sieht es mit Live-Shows aus? Wann werdet ihr wieder kommen? Nächstes Jahr...

VF: ..., wenn wir wieder hier hin kommen? Nun, ich nehme an, dass wir im Dezember nach England kommen und das «Hardrock Hell» Festival spielen werden und noch ein paar weiter Gigs, auch in London. Was genau noch, weiss ich aber nicht.

MF: Kennst du das BYH!!!-Festival in Balingen?

VF: (nickt) - Da würden wir sehr gerne spielen..., das wäre der Hammer! Leg ein gutes Wort für uns ein! Wir spielten ja im Sommer an ein paar Festivals in Deutschland wie dem «Magic Circle Festival», «Hardrock Open-Air», «Rock Hard Festival», u.s.w.

MF: Ist es für euch nicht teuer, hierher (nach Europa -MF) zu kommen?

VF: Es ist absolut zu teuer! Schon nur die Gebühren für fünf Leute, die aus den USA kommen, aber hier ist unser Markt und der Hauptanteil unserer Fans! Zu Hause können wir nur kleine Sachen reissen und sowas wie Festivals, Touren und Shows liegen ausser Reichweite. Hier treffen wir auf Unterstützung und sind stolz, hier sein zu können.

MF: Ihr müsst bald wieder zu uns kommen!

VF: Kein Problem für mich!!

MF: Und zum Schluss die obligate Frage: Welches sind deine abschliessenden Worte an die Schweizer Fans und Leser von Metal Factory?

VF: Ich möchte für die Unterstützung von Benedictum danken und ich hoffe, dass wir im Rahmen unserer Möglichkeiten noch oft bei euch spielen werden..., und wir lieben euch!

MF: Danke...

VF: ...danke dir!


Unser Rockslave (links mit Brille) mit Veronica Freeman >